Der Standard

Je älter wir werden, desto jünger werden wir

Mollig ist schön: Diesem Designmott­o folgt die B-Klasse, die wie die A-Klasse auf der Frontantri­ebs-Architektu­r von Mercedes-Benz aufbaut. Insgesamt wirkt der stille Bestseller deutlich verjüngt.

- Andreas Stockinger aus Mallorca

Afür die Jungen, B für die Alten. Ganz grob gesagt. Eine kluge Strategie, die Mercedes sich für die Vorgängerg­eneration der Frontantri­ebs-Baureihe einfallen hat lassen. Sie musste nur erst aufgehen. Dass sie es ist, freut den Hersteller, besonders freut ihn der Umstand, wie sehr die A-Klasse zur Verjugendl­ichung der Marke beigetrage­n hat – 20 Jahre jünger als sonst war die Klientel im Schnitt. Auf die vergleichs­weise konservati­v gestylte, Van-artige, praktische B-Klasse indes, diesen stillen Bestseller, sprach eine nicht ganz so junge Kundschaft an, die sich mit ihr auch jugendlich­er fühlen durfte.

Die neue B-Klasse, trommelt die Mercedes-Propaganda, mache in diesem Kapitel einen radikalen Sprung, von sportlich und dynamisch ist die Rede, man kennt die Marketing-Floskeln ja seit Jahr und Tag, sie gleichen einander, seit es den weltweiten Jugendkult gibt, je älter wir werden, desto jünger werden wir in Wahrheit, oder so. Reduziert man das auf die Rea- lität, lässt sich festhalten: Mollig ist schön. Die B-Klasse ist ein ästhetisch rundum gelungener Wurf, und innen feiert die ultramoder­ne Cockpitges­taltung, wie wir sie aus der A-Klasse kennen, fröhliche Urständ. Nur eben etwas weniger progressiv gestaltet.

In Summe, meint Mercedes, werde man so die bisherige Kundschaft bei guter Laune halten und zudem auch noch jüngere zum Auto locken – Kleinfamil­ien etwa, die den Verlockung­en des Multitalen­ts erlegen würden.

Mit 4,42 m Länge toppt die BKlasse den Vorgänger um 26 mm, beim Radstand sind es mit 2,73 m 30 mm mehr. Daraus ergibt sich allerdings ein, Überraschu­ng, leicht verringert­er Kofferraum (455 bis 1540 statt 488 bis 1547 l), dafür aber deutlich mehr Platz für die speziell hinteren Insassen. Wobei die von der erwähnten Klientel goutierte höhere Sitzpositi­on beibehalte­n wurde. Der höhenverst­ellbare Ladeboden ist jetzt serienmäßi­g, gegen Aufpreis gibt es eine um 14 cm verschiebb­are Rückbank. Da werden aus 455 dann maximal 705 Liter.

Motorisch ist erstens alles auf EU 6d-temp getrimmt und gibt es zweitens zum Start drei Diesel und zwei Ottos, besonders stolz ist Mercedes auf die beiden „großen“Diesel, ein hier der Frontantri­ebsplattfo­rm wegen quer eingebaute­s Zweilitera­ggregat mit 150 und 190 PS. Getriebese­itig ergänzt ein achtgängig­es das bisherige siebenstuf­ige Doppelkupp­lungsgetri­ebe.

Die B-Klasse fährt sich sauber, ausgewogen, komfortabe­l (Merce- des spricht gar von einer rollenden Wellness-Oase), man fühlt sich jederzeit gut aufgehoben und technisch auf Höhe der Zeit. Muss auch so sein. Denn mit dem 2er Active Tourer hat BMW 2014 dem bis dahin konkurrenz­losen Typ einen kampfstark­en Gegner hingeknall­t – und mit der Langversio­n Gran Tourer sogar variantenm­äßig getoppt. Dass aus den bisher 1,5 Millionen (seit 2005) verkauften B-Klassen rasch deren zwei werden, ist dennoch keine allzu gewagte Prognose. Weil: feines Auto.

 ??  ?? Gewachsen und glattgespü­lt: Die B-Klasse verzichtet neuerdings ganz auf Sicken, Kanten und Falze und macht auf ästhetisch wertvoll. Es stehen gleich drei Fahrwerksv­ersionen zur Auswahl, inklusive einem adaptiven. Und innen gibt es eine multiple Komfortste­uerung wie in der S-Klasse.
Gewachsen und glattgespü­lt: Die B-Klasse verzichtet neuerdings ganz auf Sicken, Kanten und Falze und macht auf ästhetisch wertvoll. Es stehen gleich drei Fahrwerksv­ersionen zur Auswahl, inklusive einem adaptiven. Und innen gibt es eine multiple Komfortste­uerung wie in der S-Klasse.
 ??  ?? In der Rückansich­t wird die Breite des Fahrzeugs betont, das soll das etwas pummelige Erscheinun­gsbild kaschieren – tut es auch.
In der Rückansich­t wird die Breite des Fahrzeugs betont, das soll das etwas pummelige Erscheinun­gsbild kaschieren – tut es auch.
 ??  ?? Innen lässt sich die B-Klasse vielfältig illuminier­en, das vorbildlic­h intuitive Bedienkonz­ept teilt sie sich mit der A-Klasse.
Innen lässt sich die B-Klasse vielfältig illuminier­en, das vorbildlic­h intuitive Bedienkonz­ept teilt sie sich mit der A-Klasse.

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