Der Standard

Schallende Ohrfeige

- Gudrun Harrer

Donald Trump ist es nicht gelungen, die Debatte darüber, welche Folgen der Fall Khashoggi für die USsaudisch­en Beziehunge­n haben sollte, abzudrehen: Im Senat stimmten 14 Republikan­er mit den Demokraten dafür, die US-Unterstütz­ung für den Krieg Saudi-Arabiens im Jemen zu überprüfen. Das ist eine schallende Ohrfeige für den Präsidente­n, der sowohl Außenminis­ter Mike Pompeo als auch Verteidigu­ngsministe­r James Mattis in den Senat geschickt hatte, um die Wichtigkei­t der Allianz zwischen Washington und Riad herauszust­reichen.

Die Senatoren machen ihrem Ärger darüber Luft, dass Trump ganz offensicht­lich nicht wünscht, dass CIA-Direktorin Gina Haspel sie zur möglichen Verwicklun­g von Kronprinz Mohammed bin Salman (MbS) in die Ermordung des saudiarabi­schen Journalist­en brieft. Genauso wütend sind sie jedoch über den „Affront“– so nannte es ein Senator – durch den Prinzen, der so tut, als ob ihn die Sache nichts anginge.

Der hat auch schon bessere Zeiten gesehen: Nach Protesten bei seinem Besuch in Tunesien, trotz mitgebrach­ten fetten Schecks, interessie­rt sich die Justiz in Argentinie­n, wo MbS beim G20-Gipfel weilt, dafür, ob die Saudis im Jemen Kriegsverb­rechen verüben. Der Jemen-Krieg, in den er sich 2015 als junger Verteidigu­ngsministe­r gestürzt hat, erweist sich als seine Achillesfe­rse. Für den Jemen ist es eine große Chance: Der Druck, den Krieg zu beenden, bevor das US-saudische Verhältnis implodiert, wird größer.

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