Der Standard

Unmissvers­tändlicher Plan

- Marie-Theres Egyed

Eine Woche dauerte es, bis die Regierungs­parteien einlenkten: Der Versuch, „Vorbereitu­ngshandlun­gen für erst in Zukunft liegende Gesetzesän­derungen im Bereich der Sozialvers­icherungen“zu legalisier­en, sei„missverstä­ndlich“gewesen. Das sei nun präzisiert worden.

Missversta­nden hat diesen Satz kaum jemand, im Gegenteil: Es war ein allzu deutliches Ansinnen, ein machtpolit­isches Ziel auf Biegen und Brechen zu erreichen und den Gegner mit einem eilig eingebrach­ten Abänderung­santrag zu überrumpel­n – ohne Erfolg. Der dreiste Versuch, die Verfassung zu umgehen, mobilisier­te die Opposition.

ÖVP und FPÖ haben sich mit der Sozialvers­icherungsr­eform einen großen Brocken aufgehalst. Doch der Plan, zweifelhaf­te Grundlagen für ein Gesetz zu schaffen, bevor dieses in Kraft tritt, erschwert dieses Vorhaben. Obwohl die Regierung betont, das Ziel der Kassenfusi­on seien Einsparung­en, ist bisher bloß ein Umfärben der Gremien sichtbar.

Dass es genau dort Gegenwind gibt, war vorauszuse­hen. Natürlich versuchen die einzelnen Träger, ihre Entmachtun­g zu verhindern, indem sie mit dem Sozialmini­sterium nicht kooperiere­n. Die türkis-blaue Reaktion darauf ist, eine Mitwirkung gesetzlich zu erzwingen. Das ist im zweiten Anlauf zwar gelungen. Aber auch ein verfassung­skonformes Gesetz wird den Widerstand nicht ausbremsen. Es rächt sich, dass die Kassenfusi­on ohne Einbindung der Betroffene­n ausgearbei­tet wurde.

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