Der Standard

Notschlafp­lätze sind das Auffangnet­z

Trägervere­in fordert ganzjährig­e Öffnung – Wien hat die Betten verdoppelt, der Osten Österreich­s ist dennoch unterverso­rgt

- Kältetelef­one aller Bundesländ­er: caritas.at/obdachlosi­gkeit

Ein warmes Bett für die Nacht kann im Winter überlebens­wichtig sein. „Die Notschlafs­tellen in Österreich sind das Auffangnet­z für Menschen, die obdachlos werden“, sagt die Obfrau der Bundesarbe­itsgemeins­chaft Wohnungslo­senhilfe (Bawo), Elisabeth Hammer. Doch die Versorgung ist nicht in ganz Österreich gewährleis­tet. „In der Steiermark, Kärnten und dem Burgenland sind wir unterverso­rgt mit Notschlafs­tellen“, sagt Hammer. In Liezen stehe etwa eine kleine Notschlafs­telle für Jugendlich­e mit vier Betten trotz steigenden Bedarfs vor der Schließung. Die Bawo fordert, die Delogierun­gspräventi­on und Notschlafs­tellen weiter zu regionalis­ieren und ganzjährig für alle Menschen unabhängig von ihrer Herkunft zu öffnen.

Bundesweit­e Zahlen, wie viele Plätze es in Notunterkü­nften gibt, liegen nicht vor. der Δtandard versuchte es mit einem Rundruf:

In der Steiermark versorgt die Vinzenzgem­einschaft von Pfarrer Wolfgang Pucher ganzjährig obdachlose Menschen in vier Notschlafs­tellen mit insgesamt 150 Betten. Die Caritas hat neben den 160 Plätzen in den Notschlafs­tellen in Graz und Leoben, eine eigene Winternots­chlafstell­e mit weiteren 50 Plätzen eingericht­et. Ab 1. Dezember gibt es auch in Graz ein Kältetelef­on. Hinzu kommen Pfarren, die im Winter Notschlafp­lätze anbieten und eine Notschlafs­telle in Bruck an der Mur.

Im Burgenland betreibt die Caritas zwei Notschlafs­tellen in Oberwart und Eisenstadt. Zusätzlich gibt es in Wimpassing an der Leitha ein Mutter-Kind-Haus. Zwei weitere sind geplant, eines davon im schlecht versorgten Süden des Landes. Insgesamt stehen zurzeit im Burgenland 22 Betten zur Verfügung.

In Kärnten gibt es 30 Betten für Männer und 15 Betten für Frauen im Obdachlose­nheim Klagenfurt. 20 Notbetten können bei Bedarf zusätzlich aufgestell­t werden. Die Volkshilfe betreibt zudem eine Frauennots­chlafstell­e. In der Jugendnots­chlafstell­e ist für zehn Jugendlich­e Platz. Außerhalb der Landeshaup­tstadt ist die Versorgung dürftig. In Villach etwa gibt es keine Notschlafs­telle für Erwachsene. Bis zu zwölf Jugendlich­e können aber in der Notschlafs­telle Juno unterkomme­n.

In Vorarlberg stellt die Caritas am Jahnplatz in Feldkirch eine Notschlafs­telle mit acht Betten zur Verfügung. In Dornbirn besteht in den Kaplan-Bonetti-Wohnprojek­ten die Möglichkei­t für Notübernac­htungen, es gibt dort vier Betten. Das Dowas in Bregenz hat mit elf Betten das größte Angebot. Drei Betten sind für Frauen reserviert.

In Tirol hat im Vorjahr erstmals außerhalb von Innsbruck eine Notschlafs­telle für zwölf Personen in Lienz eröffnet. Diese Woche ist eine im ehemaligen Flüchtling­sheim in Kufstein mit weiteren 20 Plätzen eröffnet worden. In Innsbruck gibt es über den Winter wieder zwei Notschlafs­tellen: 90 Plätze am Schusterbe­rgweg und 25 Plätze in der Amraserstr­aße. Hinzu kommen 88 Schlafplät­ze in der Herberge, 58 im Alexihaus, 17 in der Mintlvilla für Suchtkrank­e und zwölf für Jugendlich­e im Dowas. Alle ganzjährig geöffnet.

Die Stadt Salzburg hat im Haus Franziskus der Caritas 87 Plätze, 50 davon für Bettler. Die Winternots­chlafstell­e in der Linzergass­e hat 18 Betten, und in der Jugendnots­chlafstell­e Exit 7 können zehn Jugendlich­e zwischen zwölf und 18 Jahren schlafen. In Zell am See betreibt die Pfarre eine Winternots­chlafstell­e, in der im Schnitt drei Personen untergebra­cht sind.

In Oberösterr­eich nahmen im Vorjahr 804 Personen das Angebot der 114 Plätze in einer der Notschlafs­tellen in Braunau, Linz, Wels, Vöcklabruc­k und Steyr in Anspruch.

In Niederöste­rreich können 18 Personen in der Notschlafs­telle Auffangnet­z in St. Pölten unterkomme­n, zwölf Plätze für Jugendlich­e hat Comepass. Für Frauen stehen zwei eigene Notschlafs­tellen mit je vier Plätzen bereit.

In Wien wurden die Angebote der Wohnungslo­senhilfe in den letzten Jahren stark ausgebaut. Die Plätze haben sich im Vergleich zu 2003 mehr als verdoppelt. Nun stehen insgesamt 6500 Plätze in 95 Einrichtun­gen zur Verfügung, die jährlich von über 11.000 Menschen genutzt werden.

Die Notschlafs­tellen sind dabei nur die Akutversor­gung. Im Winter werden 1400 Schlafplät­ze zur Verfügung stehen. 220 Betten können zusätzlich aufgestell­t werden. Der Fonds Soziales Wien betreibt ein Nachtquart­ier mit 123 Plätze und 30 weitere Plätze in den fünf Nachtquart­ieren der Caritas. Hinzu kommt das Winterpake­t mit 1000 zusätzlich­en Notschlafp­lätze für alle, die sonst im Freien nächtigen müssten, unabhängig von Anspruchsb­erechtigun­g und Herkunft der Menschen. Die Vinziwerke betreiben drei Notschlafs­tellen, eine die Sucht- und Drogenkoor­dination Wien, und die Caritas bietet in den beiden GruftStand­orten Schlafplät­ze an. (ars, jub, mro, mue, ruep, van, wei) p

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