Wiener Grüne vor Klubumbau
Nach Wechsel Hebeins ins Vizebürgermeisteramt und Rückzug Chorherrs sind zwei Mandate frei
Wien – Ihre erste Rede als neue Spitzenkandidatin bei einer Landesversammlung der Wiener Grünen hat Birgit Hebein hinter sich gebracht. Nur wenige Tage nach dem Ende der internen Auseinandersetzung um Platz eins bei der kommenden Wien-Wahl 2020, bei der rund 2600 Personen teilgenommen hatten, stellte sich Hebein im Wiener Palladion XXI in Floridsdorf ihrer Basis.
„Wir sind die einzige soziale und ökologische Alternative in dieser Stadt“, erklärte Hebein, die auf die Erfolge ihrer Vorgängerin, Noch-Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou, verwies: „Es ist unumstritten, dass mit der Mary das 365-Euro-Jahresticket einer unserer großen Erfolge ist. Es gibt das, weil es uns Grüne gibt.“Selbiges gilt für Umgestaltung der Mariahilfer Straße zur Begegnungszone. Die Straße sei ein „Raum für alle“geworden, freute sich Hebein. Vergleichbare Strecken solle es künftig in jedem Bezirk geben, befand sie. Und erntete viel Applaus.
„Wir fünf haben immer das Gemeinsame vor das Trennende gestellt. Ich möchte auf diese Expertise nicht verzichten“, betonte Hebein am Rande der Versammlung im Gespräch mit dem
Δtandard und bezog sich damit auf ihre internen Konkurrenten um die Spitze: „Diese Vielfalt macht uns Grüne und auch Wien aus. Wir werden gemeinsam diskutieren und schauen, wie es weitergeht.“
Klubchef David Ellensohn, der als Dritter aus der Wahl hervorging, zeigte sich erfreut, dass die Grünen nun „wieder eine starke Frau an der Spitze“hätten: „Wir haben eine neue Nummer eins gewählt. Bei der Klubklausur kommende Woche wird entschieden, wie es im Rathaus weitergeht.“
Sozialsprecher gesucht
Denn im Gemeinderat werden mindestens zwei der zehn grünen Mandate frei. Mit dem Wechsel Hebeins ins Vizebürgermeisterbüro sucht die Partei einen neuen Sozialsprecher. Der langjährige Gemeinderat, Planungssprecher Christoph Chorherr, hatte bereits vor der Verkündung des Wahlausgangs seinen Rückzug bekanntgegeben, um Spekulationen vorzugreifen, es könne wegen der neuen Nummer eins sein. „Wir haben viel zu organisieren“, kommentierte Ellensohn. Ob er Klubsprecher im Rathaus bleiben will, wollte er nicht beantworten: „Es ist Weihnachtszeit, alle wünschen sich was, aber in einer Familie muss man gemeinsam schauen, was sich ausgeht.“
„Ich fühle mich in dem Ergebnis gestärkt in dem Angebot, das ich gemacht habe: Die Partei öffnen, etwas lockerer sein“, sagte Jugendsprecher Peter Kraus dem
Δtandard. Kraus landete bei der internen Spitzenwahl auf Platz zwei. Bis zum letzten Wahlgang im Instant-Run-off-Modus hatte der 32-Jährige die meisten Stimmen. „Die Grünen müssen beantworten, ob sie eine Verjüngung der Partei wollen. Es geht dabei nicht nur um die Köpfe in der ersten Reihe.“
Wann Hebein den Posten als Vizebürgermeisterin von Vassilakou übernimmt, ließ sie offen. Das werde man gemeinsam entscheiden. Vassilakou hatte bereits angekündigt, längstens bis Mitte 2019 zur Verfügung zu stehen. Offen ließ sie, ob sie nicht früher übergibt. Dass Hebein die grüne Spitzenwahl für sich entschieden habe, überrasche Vassilakou nicht, betonte die Stadträtin. Hebein habe ihre „volle Unterstützung und Loyalität“, sagte Vassilakou: „Birgit, ich bin unglaublich stolz auf dich.“