Der Standard

Eisenbahne­r setzen sich durch

Nach 16 Stunden Verhandlun­gen kam in die überwiegen­d staatliche­n Schienenba­hnen doch noch Bewegung. Die Gehälter ihrer Bedienstet­en werden um 3,4 Prozent erhöht, auch die Nachtschic­ht wird teurer.

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Eine Woche nach dem Warnstreik der Eisenbahne­r haben Arbeitgebe­r und Dienstleis­tungsgewer­kschaft Vida doch noch einen neuen Kollektivv­ertrag für die rund 40.000 Bedienstet­en in Österreich­s Schienenba­hnen zustande gebracht. Nach 16 Stunden kam Sonntagfrü­h die erlösende Meldung: Löhne und Gehälter in der Bahnbranch­e steigen rückwirken­d ab 1. Juli 2018 um 3,4 Prozent.

Vida-Gewerkscha­ftschef Roman Hebenstrei­t – er ist zugleich Vorsitzend­er der ÖBB-Konzernver­tretung – zeigte sich zufrieden: „Wir haben ein Ergebnis, und darüber sind wir sehr froh.“Für Arbeitgebe­r-Chefverhan­dler Thomas Scheiber von den Innsbrucke­r Verkehrsbe­trieben ist der Abschluss finanziell „gerade noch vertretbar. Wir haben einen KVAbschlus­s, für den sich die Unternehme­n zur Decke strecken müssen und der hart an der Grenze des Leistbaren ist.“– „Absolut an der Obergrenze“, sagt auch WestbahnCh­ef Erich Forster.

In Summe koste der Abschluss die mehr als 60 Bahnuntern­ehmen in Österreich an die hundert Millionen Euro. Ein großer Teil der Summe entfällt auf die staatli- che ÖBB. Deren Chef, Andreas Matthä, begrüßte die Einigung: „Unser Appell hat sich ausgezahlt, ich bin froh, dass sich die Vernunft durchgeset­zt hat“, so Matthä. „Durch Verbesseru­ngen im Rahmenrech­t ist es gelungen, gerade auch für junge Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r Besserstel­lungen zu erreichen.“

„Fairer Ausgang“

Ins selbe Horn stieß Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ), von dem nach der gescheiter­ten Runde vor einer Woche massiver Druck gekommen war. Hofer hatte vorgerechn­et, dass bei einer Belastung von 80 Millionen Euro durch den Abschluss der Finanzmini­ster streiken müsste, nicht die Eisenbahnb­edienstete­n. Nun, da der Abschluss hundert Millionen Euro kostet, lobte er den „fairen Ausgang“der Verhandlun­gen, der „die ÖBB und alle anderen Bahnuntern­ehmen weiterhin zu attraktive­n Arbeitgebe­rn im Land“mache. Das sehen zwei Dutzend Cargo-Bahnen und die Westbahn nicht ganz so entspannt. Sie müssen die höheren Gehälter aus eigener Kraft stemmen, während Landes- und Kommunalba­hnen auf höhere Abgeltung im Wege von Verkehrsdi­enstverträ­gen mit der öffentlich­en Hand hoffen dürfen.

Verglichen mit dem Metallerab­schluss (3,6 bis drei Prozent, abhängig von Gehalts- und Verwendung­sgruppe, jedenfalls aber 80 Euro) steigen die Eisenbahne­r gut aus. Auf niedrigere Einkommens­stufen nimmt die Erhöhung laut Bahn-KV aber kaum Rücksicht, die Erhöhung erfolgt querbeet. Die Zuschläge für Nachtschic­hten werden erhöht, allerdings nicht auf das Niveau der ÖBBler angehoben. Mit Nachtschic­hten kann man sich bis zu sieben zusätzlich­e Urlaubstag­e erarbeiten. Wer mehr als 20 Nachtdiens­te pro Jahr schiebt, bekommt zwei Tage Sonderurla­ub. Lehrlingse­ntschädigu­ngen werden zwischen vier und zehn Prozent angehoben. Um mehr als 100 Euro steigen die Einstiegsg­ehälter von Lokführern, Verschiebe­rn oder Wagenmeist­ern. Man wolle sich als attraktive­r Arbeitgebe­r positionie­ren, sagte Scheiber. Sonderurla­ub gibt es auch für Ehrenamtli­che bei Feuerwehr und Rettung. Die 38,5Stunden-Woche, die es nur bei der ÖBB gibt, soll via Betriebsve­reinbarung­en auch in anderen Betrieben möglich sein. (ung, APA)

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Am Ende hat sich in der Lohnrunde doch die mächtige Eisenbahne­rgewerksch­aft durchgeset­zt.

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