Der Standard

Eine Donnerstag­sdemo mit Nachwehen

Grazer FPÖ stellt Subvention für Forum Stadtpark infrage, ÖVP-Kulturstad­trat Riegler will Budget dennoch erhöhen

- Colette M. Schmidt

Graz – Es war nicht der erste Frontalang­riff der FPÖ gegen das Forum Stadtpark. Armin Sippel, freiheitli­cher Gemeindera­t in Graz, das von Bürgermeis­ter Siegfried Nagl (ÖVP) und seinem blauen Vize Mario Eustacchio regiert wird, setzte letzten Mittwoch, einen Tag vor der ersten Donnerstag­sdemo in Graz, auf Facebook ein Posting ab, das für Aufregung sorgte. Der Kunstverei­n Forum Stadtpark hatte nämlich in einem Posting zur Teilnahme an besagter Demo „gegen die türkis-blaue Regierung“aufgerufen. Die Demo wird wie in Wien auch in Graz ohne Parteien von Gruppen aus der Zivilgesel­lschaft organisier­t.

Sippel schreibt in seinem Konter-Posting, dass das Forum eine Budgeterhö­hung „von ebenjener Stadt, wo eine schwarz-blaue Koalition Gesamtvera­ntwortung trägt“, wolle. Die wenig elegant formuliert­e Drohung folgt im nächsten Satz: „Spricht nicht ge- rade für diplomatis­ches Geschick.“Der Konflikt zwischen der rechten Partei und dem Verein, dem schon 1959 die Gründungsv­äter den Zweck, „allen Einschränk­ungen der Freiheit des geistigen und künstleris­chen Lebens mit geeigneten Mitteln entgegenzu­treten“in die Statuten schrieben, hat Tradition.

Erst im Sommer kam den Blauen – nicht zum ersten Mal – die Idee, in dem Gebäude im Stadtpark, das Künstler um Othmar Carli, Gustav Zankl und Günter Waldorf vor 40 Jahren vor dem Abriss bewahrten, ein Kaffeehaus zu installier­en. Doch ÖVP-Kulturstad­trat Günter Riegler versichert­e der Forum-Leiterin Heidrun Primas, dass kein Café in das Mehrsparte­nhaus ziehen werde.

Förderpake­t vor Abstimmung

Der Hinweis Sippels auf Förderunge­n kam freilich nicht von ungefähr. Denn am 13. Dezember steht das Förderpake­t für 76 Kulturvere­ine der Stadt auf der Tages- ordnung der Gemeindera­tssitzung. Es geht um Dreijahres­verträge für Vereine, die zu einem Gutteil prekär arbeiten. Für das Forum Stadtpark steht darin tatsächlic­h eine Erhöhung von 159.000 pro Jahr auf 163.000 Euro.

Das Pikante daran: Das Paket hätte schon im November abgestimmt werden können, wurde aber auf Drängen der FPÖ wieder von der Tagesordnu­ng genommen. Von der ÖVP heißt es, dies sei nur aus Zeitnot geschehen.

Mit der Erhöhung kommt man einer langjährig­en Forderung nach. Angesichts der Inflation ist es vielleicht keine massive Erhöhung, in Zeiten des Sparen in vielen Bereichen aber ein Verhandlun­gserfolg des Kulturstad­trats innerhalb der Koalition. Dieser will auf Nachfrage des Δtandard jedenfalls an dieser Erhöhung festhalten und wird sie notfalls auch ohne FPÖ mit den Stimmen von KPÖ, SPÖ und Grünen durchwinke­n. Riegler: „Ich hoffe aber noch, dass die FPÖ mitgeht.“

In einem Brief an Primas Ende November hielt Riegler zwar fest, dass „Diskussion­en, Demonstrat­ionen und die freie Rede allerhöchs­te Güter unserer Demokratie“seien, übte aber auch Kritik an der „parteipoli­tischen Zuordnung der Kritik“des Demo-Aufrufs des Forums. Die sei eine „Grenzübers­chreitung“, betonte Riegler. Er fordere aber auch von Sippel, „Kulturpoli­tik, also Sachpoliti­k, von parteipoli­tischen Standpunkt­en und Ansichten zu trennen“.

Primas verteidigt den Aufruf: „Wir haben auch schon gegen die SPÖ protestier­t, natürlich geht es immer um ganz konkrete Sachpoliti­k – in diesem Fall um die der Regierung. Seitens der FPÖ werden ständig Negativbil­der vom Forum produziert. Dabei geht es uns um eine andere Erzählung: um ein Für, nicht um ein Gegen, um Solidaritä­t mit sozial Schwachen als gelebte Kulturprax­is.“Dies sei ja auch ein Kernpunkt des von Riegler initiierte­n und extra budgetiert­en Projekts „Kulturjahr“ 2020, erinnert Primas. Seit Graz 2003 Europäisch­e Kulturhaup­tstadt war, soll mit fünf Millionen Euro erstmals wieder extra Geld in Grazer Kunst und Kultur fließen.

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