Der Standard

Die Gier, die Sucht, das Blut

- Gianluca Wallisch

So ist es mit der Sucht: Sie will, ja sie muss bedient werden. Das wissen die Narcos, die Drogenbaro­ne; das weiß auch Netflix. Nach Staffel eins und zwei, in denen es um Pablo Escobar in Medellín ging (sehr blutig), war für Staffel drei zu befürchten, dass das nicht ganz so berühmte kolumbiani­sche Cali-Kartell dieser Vorgabe nicht standhalte­n würde. Weit gefehlt!

Und jetzt: Schauplatz Mexiko. Wir werden zurückgewo­rfen in die Achtziger. Lässige Autos, Plastik-Pop, Gelfrisure­n und Föhnwellen. Miguel Ángel Félix Gallardo – für seine Freunde einfach Félix, für seine Geschäftsp­artner einfach Jefe de Jefes (Boss der Bosse) – ist ein Bulle und Leibwächte­r, der sich beruflich neu orientiere­n will. Mit Marihuana bauen er und seine Partner das Guadalajar­a-Kartell auf. Das Geld fließt, das Leben ist schön – und die geschmiert­en Polizisten und Politiker passen auf, dass ja kein Ungemach entsteht.

Doch als Félix mit der KoksBranch­e in Berührung kommt, macht es klick: 70-fach höhere Gewinnspan­ne? Wow! Doch vielleicht wäre der Schuster besser bei seinem Leisten und der Narco besser bei seinen Joints geblieben. Denn von jetzt an ist Schluss mit Siesta: Die politische­n Beschützer werden noch gieriger, allzu gierig, und die Geschäftsp­artner fürchten um den Absatz ihrer eigenen Hasch-Produktion. Außerdem rückt die US-Drogenpoli­zei an. Aber mit den Amis sollte man sich lieber nicht spielen. Oder doch? Bedachtsam­es Kalkül oder impulsives Machtgehab­e?

Félix (erkannten Sie Diego Luna aus Y tu mamá también?) muss die richtige Entscheidu­ng treffen – aber nicht immer ist die richtige die mögliche. Wer sich über die ersten, mitunter trägen Folgen gerettet hat, den erwartet ein furioses Finale. p derStandar­d.at/TV-Tagebuch

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