Der Standard

Zulasten der Steuerzahl­er

- Luise Ungerboeck

Die Streikdroh­ung hat gewirkt, die Eisenbahne­r haben sich doch noch zusammenge­rauft. Die Bezüge des fahrenden Personals werden um 3,4 Prozent angehoben, und der Weihnachts­friede ist gewahrt.

Als Beweis für das Funktionie­ren der Sozialpart­nerschaft sollte der wohlinszen­ierte Schlagabta­usch samt Verhandlun­gsmarathon dennoch nicht gewertet werden. Denn im Gegensatz zur Metallindu­strie, in der Löhne und Gehälter nach Einkommen gestaffelt um drei bis 3,6 Prozent (mindestens 80 Euro) angehoben werden, zahlt die Gehälter der Bahnbedien­steten fast zur Gänze der Steuerzahl­er. Einzig die Westbahn und zwei Dutzend Güterbahne­n müssen die Millionen in freier Wildbahn verdienen, alle anderen „Privatbahn­en“hängen als Landes- oder Kommunalba­hnen am Tropf der öffentlich­en Hand – wie die ÖBB.

Das heißt nicht, dass die Staatsbahn­en nicht aufs Geld schauen müssen. Aber ein paar Zehntelpro­zentpunkte mehr sind nicht spielentsc­heidend, wenn der Umsatz hauptsächl­ich aus Verkehrsdi­enst-Bestellung­en des Bundes, der Länder und Gemeinden kommt. Relativ ist insbesonde­re der Produktivi­tätsfortsc­hritt, mit dem die Gewerkscha­ft ihre Forderunge­n zu untermauer­n suchte. Ihn muss man mit der Lupe suchen. Denn mit hundert Fahrgästen mehr in einem Zug steigt vielleicht die technische Produktivi­tät, nicht aber die des eingesetzt­en Zugpersona­ls. Vom Gewinn, der unterm Strich bleibt, ganz zu schweigen.

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