Der Standard

Ringen um Digitalste­uer

Die EU-Finanzmini­ster versuchen zum letzten Mal unter österreich­ischem Vorsitz eine Einigung bei der Besteuerun­g von IT-Unternehme­n wie Google, Facebook, Airbnb und Co zu erreichen. Der härteste Widerstand dagegen kommt aus Dänemark, Schweden und Irland.

- Andreas Schnauder, András Szigetvari

Der Kampf um eine EU-weite Digitalste­uer geht ins Finale – und droht zu scheitern. Finanzmini­ster Löger versucht, das Vorhaben dennoch durchzubri­ngen.

Das Ringen um eine EU-weite Digitalste­uer geht ins Finale. Der österreich­ische Ratsvorsit­z will den Finanzmini­stern am heutigen Dienstag einen Entwurf zur Abstimmung vorlegen, was ungewöhnli­ch ist. Normalerwe­ise werden derartige Vorhaben ad acta gelegt, wenn es keinen Konsens gibt. In Steuerfrag­en gilt nämlich das Prinzip der Einstimmig­keit. Da skandinavi­sche Staaten, Irland und Großbritan­nien gegen die „Digital Service Tax“sind und eine Gruppe um Deutschlan­d skeptisch ist, hat Finanzmini­ster Hartwig Löger schlechte Karten. Das höchste der Gefühle wäre ein Beschluss, mit dem das ursprüngli­che Vorhaben aufgeweich­t wird.

Konkret hat der Minister einen Vorschlag auf den Tisch gelegt, wonach die EU-Steuer nur kommt, wenn es keine Einigung auf internatio­naler Ebene geben sollte. Eine europaweit­e Einführung wäre dann erst 2022 geplant. Zudem hat Löger die Besteuerun­g von Nutzerdate­n enger definiert. Es wird klargestel­lt, dass nur Daten von der Abgabe erfasst werden, die mit ausdrückli­chem Zutun der User zu Geld gemacht werden. Das reine Erfassen von Daten löst keine Steuerpfli­cht aus.

Was vom Entwurf bleibt? Die Digitalste­uer würde auf Onlinewerb­ung, Plattformu­msätze wie beispielsw­eise bei Airbnb und eben auf Geschäfte mit Userdaten erhoben. Damit will die EU Konzerne wie Google und Facebook zu höheren Steuern zwingen. Diese Unternehme­n verfügen meist über keine Betriebsst­ätte in den einzelnen Ländern, die Einnahmen werden oft in Niedrigste­uerländer verbucht. Daher stellt die EU-Kommission mit ihrem Vorschlag auf den Ort ab, an dem der Konsument sitzt. Die Steuer soll drei Prozent des Umsatzes ausmachen und EU-weit knapp fünf Milliarden Euro bringen. Sollte die Initiative scheitern, plant Österreich einen Alleingang bei der Besteuerun­g von Onlinewerb­ung. Die allgemeine Werbeabgab­e würde dann von fünf auf drei Prozent gesenkt.

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