Der Standard

Harter Widerstand aus dem Norden

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Doch warum legt sich eine bunte Staatenkoa­lition gegen die Besteuerun­g von Facebook, Google und Co quer? Harter Widerstand kam bis zuletzt aus Dänemark und Schweden. Rasmus Corlin Christense­n von der Copenhagen Business School sagt, dass sich in Dänemark die Mitte-rechts-Regierung und große Teile der Wirtschaft­streibende­n weitgehend einig sind: Eine Digitalste­uer wäre schädlich für das Land.

Dänemark ist stark exportorie­ntiert, mit Maersk hat die größte Containers­chiffsreed­erei der Welt ihren Sitz im Land. Auch in der Pharma- und Biotechbra­nche mischen dänische Unternehme­n groß mit. Aktuell ist das internatio­nale Steuersyst­em auf dem Grundprinz­ip aufgebaut, wonach Unternehme­n in einem Land über eine Geschäftsz­entrale oder eine Betriebstä­tte verfügen müssen, um dort besteuert werden zu können.

Stark exportorie­ntierten Ländern wie Dänemark nutzt dieses System: Die dänischen Multis verbuchen ihre Gewinne, die sie durch den Verkauf von Waren und Dienstleis­tungen im Ausland erzielen, zu einem erhebliche­n Teil in der Heimat und versteuern auch dort. „Die Furcht ist, dass eine Digitalste­uer langfristi­g den Umstieg zu einem anderen System bringt“, sagt Christense­n, „und zwar einem, bei dem dort besteuert wird, wo Waren und Dienstleis­tungen konsumiert werden.“

Die Digitalste­uer enthält tatsächlic­h einen Schritt in diese Richtung: Die EUKommissi­on will mit der Abgabe künftig erreichen, dass Google und Co auch in Ländern besteuert werden können, wenn sie dort keine physische Präsenz haben. Wenn andere Staaten diesem Beispiel folgen und generell dort besteuern, wo Konsumente­n sitzen, würde das Dänemarks Exporteure Geld kosten, sagt Christense­n. Darum die Ablehnung.

In Schweden bringen Unternehme­nsverbände ähnliche Argumente vor: Sie warnen, dass der große IT-Sektor im Land durch die Digitalste­uer Schaden nehmen würde. Druck kommt noch von einer anderen Seite: Der Gründer des schwedisch­en Musik-Streaming-Anbieters Spotify, Daniel Ek, hat im März an den schwedisch­en Premier Stefan Löfven geschriebe­n und ihn davor gewarnt, der Digitalste­uer zuzustimme­n. Internetan­bieter, die Kunden nur Zugang zu Musik und Filmen von anderen Anbietern gewähren, wären von der EU-Digitalste­uer zwar ausgenomme­n. Spotify, mit einem Jahresumsa­tz von zuletzt über vier Milliarden Euro, wäre also gar nicht betroffen.

Doch Unternehme­nsgründer Daniel Ek sieht die Digitalste­uer als einen ersten Schritt in Richtung höherer Abgaben auf IT-Dienstleis­ter und fürchtet, am Ende des Weges selbst mitzahlen zu müssen.

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