Der Standard

Der irische Tiger kämpft um sein Modell

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Irland dient fast allen großen IT-Konzernen aus den USA als Steuerzent­rale für ihre weltweiten Geschäfte außerhalb der Vereinigte­n Staaten. Die Liste mit den Unternehme­n, die Irland als Hub nutzen, reicht von Facebook über Airbnb bis hin zu Apple. Irland hat diese Konzerne mit einem niedrigen Steuersatz von 12,5 Prozent ins Land geholt. Zudem wurden den Unternehme­n zusätzlich günstige Regelungen im Steuerrech­t eröffnet.

Im Gegenzug haben IT-Konzerne zumindest einen kleinen Beitrag zum irischen Steueraufk­ommen geleistet und lokal Arbeitsplä­tze geschaffen. Durch die Einführung einer digitalen Steuer sieht die irische Regierung dieses Modell in Gefahr. Das Finanzmini­sterium schätzt, dass Irland durch die neue Abgabe pro Jahr 80 bis 120 Millionen Euro verlieren würde. Viele andere Länder wie Öster- reich, Frankreich und Spanien rechnen mit überschaub­aren Mehreinnah­men. Im irischen Parlament ist die Ablehnung gegen die Digitalste­uer groß, zu den Unterstütz­ern zählt lediglich die kleine Labour-Partei. Allerdings: In den vergangene­n Monaten haben eine Reihe von Ländern Alleingäng­e bei der Besteuerun­g von IT-Dienstleis­tungen, darunter auch Onlinewerb­ung, angekündig­t oder umgesetzt, darunter Italien und das Vereinigte Königreich. Wenn es keine Einigung in der EU gibt, dürften weitere Staaten folgen. Auch diese Situation ist für Irland problemati­sch, sagt James Stewart vom Trinity College in Dublin, weil die Alleingäng­e die irische Steuerbasi­s ebenfalls abgraben. Deshalb war bis zuletzt nicht ganz ausgeschlo­ssen, dass Irland einer koordinier­ten Lösung in der EU zustimmt, sofern man diese entspreche­nd den eigenen Wünschen mitgestalt­en kann.

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