Der Standard

Von positiver Energie und Betrugsver­dacht

Vor der Untersuchu­ngskommiss­ion zum Spital Nord sagt heute der Energetike­r aus, der für 95.000 Euro einen „Schutzring“um das Gelände legte. Der Porr-Chef wird sich hingegen zu Betrugsvor­würfen äußern müssen.

- Lara Hagen

Die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) prüft derzeit einen Anfangsver­dacht im Zusammenha­ng mit dem Bau des Krankenhau­ses Nord in Wien-Floridsdor­f. Der Verdacht beziehe sich auf acht bekannte und zwei unbekannte Täter, sagt Silvia Thaller, Medienspre­cherin der WKStA zum Das Ergebnis dieser Prüfung – der Vorhabensb­ericht – sei mittlerwei­le an die Oberstaats­anwaltscha­ft Wien geliefert worden. Dort wird geprüft, ob Ermittlung­en aufgenomme­n werden. Mehr Auskünfte könne man derzeit nicht geben.

Vorangegan­gen ist dieser Prüfung eine andere: Im März übermittel­te der Wiener Krankenans­taltenverb­und (KAV) nämlich eine Sachverhal­tsdarstell­ung an die Staatsanwa­ltschaft wegen der Beauftragu­ng eines Energetike­rs, der heute ebenfalls im Rathaus geladen ist – dieses Verfahren wurde Ende September allerdings an die WKStA abgetreten.

Nach den Aussagen von Thomas Balázs, dem ehemaligen KAVDirekto­r, und Stephan Koller, Mitglied der Bewertungs­kommission zur Grundstück­sauswahl, vor der Kommission sahen sich auch die Abgeordnet­en dazu veranlasst, eine Sachverhal­tsdarstell­ung an die Staatsanwa­ltschaft weiterzule­iten. Die Zeugen hatten angegeben, dass gravierend­e Preissteig­erungen bei einigen Produkten zu den in den Vergabever­fahren angegebene­n Kosten nicht auf einem Fehler beruhen könnten.

Zu Betrugsvor­würfen muss sich heute höchstwahr­scheinlich der erste Zeuge äußern, das kündigten Abgeordnet­e an. Karl-Heinz Strauss, seit 2010 Generaldir­ektor der Porr, wird dabei vor allem zu den Rohbauarbe­iten befragt werden. Hier wird regelmäßig von einem Bieterstur­z gesprochen: Der Auftrag wurde um 98 Millionen Euro vergeben, aber laut der letzten Teilrechnu­ng besteht eine Forderung der Porr in Höhe von 195 Millionen Euro. „Wieso verändern sich Mengen genau dort um teils das 60-Fache, wo die Porr wesentlich teurer geboten hat?“, fragt etwa ÖVP-Gesundheit­ssprecheri­n Ingrid Korosec im Vorfeld.

Die ehemalige Gesundheit­sstadträti­n Sonja Wehsely (SPÖ) übte in der letzten Sitzung Kritik an der Bauwirtsch­aft: Es sei bei Großbaupro­jekten nicht automa- tisch so, „dass Bauwirtsch­aft und Industrie Freunde der öffentlich­en Hand sind“. Wehsely wies zudem die operative Verantwort­ung für Mehrkosten und Verspätung­en von sich.

Mit Spannung erwartet wird der Auftritt von Christoph Fasching, der sich selbst als Bewusstsei­nsforscher, Unternehme­nsberater und Coach bezeichnet. Er legte für 95.000 Euro einen „Schutzring“um das Gelände. Der KAV-Vorstand wusste nichts von dem Auftrag, dieser sei von der damaligen Programmle­iterin Sylvia Schwarz erteilt worden, betont der KAV vor der morgigen Sitzung. Eine Ausschreib­ung hätte es erst ab einer Höhe von 100.000 Euro geben müssen.

Gekommen sein soll der Auftrag von Sylvia Schwarz. Sie war die interimist­ische ärztliche Leiterin des Krankenhau­ses Nord und danach per Beraterver­trag dort noch involviert, bis sie im Zuge der Esoterik-Causa freigestel­lt wurde. Korosec will von ihr wissen, „in welchen anderen Spitälern esoterisch­e Elemente auf Steuerzahl­erkosten errichtet wurden“.

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Mehrkosten und Verzögerun­gen beim Bau des Krankenhau­ses Nord sind fix. Wie es dazu kam, versucht eine Kommission zu klären.

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