Der Standard

Koalition setzt auf globale Kochkünste

1,3 300 2052€ 45 Die Regierung will die Anwerbung von Arbeitskrä­ften außerhalb der EU erleichter­n. Mangelberu­fe werden künftig auch regional definiert. Damit wird etwa dem Bedarf an Köchen in Westösterr­eich begegnet.

- András Szigetvari und Leopold Stefan

Die Regierung hat sich am Montag auf eine Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte verständig­t. Über einzelne „technische Details“wurde bei Redaktions­schluss noch verhandelt, wie

erfuhr. Gleichzeit­ig hat die türkis-blaue Koalition die Liste der Mangelberu­fe deutlich erweitert und regionalis­iert. Damit wird es für ausländisc­he Arbeitskrä­fte leichter, eine Arbeit aufzunehme­n. Vor allem der Fachkräfte­mangel, der etwa Tourismusr­egionen betrifft, soll dadurch gelindert werden.

Worum es genau geht: Die RotWeiß-Rot-Karte ermöglicht es Fachkräfte­n aus Nicht-EU-Ländern, nach Österreich zum Arbeiten zu kommen. Allerdings gelten dabei recht hohe bürokratis­che Hürden. Zudem gibt es einige strenge Anforderun­gen, die erfüllt sein müssen. So gibt es eine Rot-Weiß-RotKarte für qualifizie­rte Schlüsselk­räfte, die von heimischen Unternehme­n dringend gebraucht werden. Derzeit gilt neben anderen Voraussetz­ungen, die erfüllt sein müssen – darunter eine mehrjährig­e Berufserfa­hrung und eine abgeschlos­sene Ausbildung –, dass eine Schlüsselk­raft in Österreich mindestens 3078 Euro brutto im Monat verdienen muss. Bei unter 30-Jährigen sind es 2565 Euro.

Im ÖVP-geführten Wirtschaft­sministeri­um will man die Verdienstg­renze für über 30-Jährige auf 2565 Euro senken und bei den unter 30-Jährigen auf 2052 Euro hinunterge­hen. Beim Koalitions­partner FPÖ, der bei der Erweite- rung der Rot-Weiß-Rot-Karte insgesamt auf der Bremse stand, stieß das auf keine Gegenliebe. Einigkeit herrscht, dass einige sonstige Hürden wegfallen, etwa dass Antragstel­ler für eine Rot-Weiß-RotKarte immer einen aufrechten Mietvertra­g nachweisen mussten – was viele nicht konnten.

Koch als Mangelberu­f

Eine Einigung gibt es noch in einem wichtigen Punkt: Neben Schlüsselk­räften haben auch Menschen, die in einem Mangelberu­f arbeiten, die Möglichkei­t, eine Rot-Weiß-Rot-Karte zu beantragen. Neben den erwähnten allgemeine­n Voraussetz­ungen, die erfüllt sein müssen, muss der Antragstel­ler eine Jobzusage in einem Mangelberu­f haben. Was als Mangelberu­f gilt, wird per Verordnung vom Arbeits- und Sozialmini­sterium mit der Mangelberu­fsliste festgelegt.

Diese wird künftig deutlich ausgeweite­t und 45 statt 27 Berufe umfassen. Neben zahlreiche­n technische­n Berufen wie Schweißer und Elektrotec­hniker kommen zum Beispiel Köche neu dazu, die in vielen Tourismusr­egionen dringend gesucht werden.

Wie viele Menschen über diese Schiene nach Österreich kommen können, ist nicht im Vorhinein begrenzt. Allerdings war der Andrang in den vergangene­n Jahren überschaub­ar, so wird erwartet, dass heuer insgesamt rund 400 Rot-Weiß-Rot-Karten in Mangelberu­fen genehmigt werden. Zudem wird es künftig laut türkisblau­en Plänen eine regionale Mangelberu­fsliste geben. Auch dieser Punkt war sehr umstritten, nun gibt es aber Einigkeit. In einigen Bundesländ­ern wie Oberösterr­eich, Tirol, Vorarlberg und der Steiermark gibt es viel mehr Mangelberu­fe als bundesweit, insbesonde­re weil in Wien die Zahl der Arbeitslos­en nach wie vor hoch ist. Um das auszugleic­hen, können für die Bundesländ­er extra Rot-Weiß-Rot-Karten beantragt werden. Insgesamt dürfen 300 Rot-Weiß-Rot-Karten über die regionalen Listen vergeben werden.

Die SPÖ und die Gewerkscha­ft bewerten die Ausweitung der Mangelberu­fsliste kritisch. Sie fürchten, dass dadurch die Löhne sinken. Für die Neos geht der Schritt in die richtige Richtung.

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