Koalition setzt auf globale Kochkünste
1,3 300 2052€ 45 Die Regierung will die Anwerbung von Arbeitskräften außerhalb der EU erleichtern. Mangelberufe werden künftig auch regional definiert. Damit wird etwa dem Bedarf an Köchen in Westösterreich begegnet.
Die Regierung hat sich am Montag auf eine Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte verständigt. Über einzelne „technische Details“wurde bei Redaktionsschluss noch verhandelt, wie
erfuhr. Gleichzeitig hat die türkis-blaue Koalition die Liste der Mangelberufe deutlich erweitert und regionalisiert. Damit wird es für ausländische Arbeitskräfte leichter, eine Arbeit aufzunehmen. Vor allem der Fachkräftemangel, der etwa Tourismusregionen betrifft, soll dadurch gelindert werden.
Worum es genau geht: Die RotWeiß-Rot-Karte ermöglicht es Fachkräften aus Nicht-EU-Ländern, nach Österreich zum Arbeiten zu kommen. Allerdings gelten dabei recht hohe bürokratische Hürden. Zudem gibt es einige strenge Anforderungen, die erfüllt sein müssen. So gibt es eine Rot-Weiß-RotKarte für qualifizierte Schlüsselkräfte, die von heimischen Unternehmen dringend gebraucht werden. Derzeit gilt neben anderen Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen – darunter eine mehrjährige Berufserfahrung und eine abgeschlossene Ausbildung –, dass eine Schlüsselkraft in Österreich mindestens 3078 Euro brutto im Monat verdienen muss. Bei unter 30-Jährigen sind es 2565 Euro.
Im ÖVP-geführten Wirtschaftsministerium will man die Verdienstgrenze für über 30-Jährige auf 2565 Euro senken und bei den unter 30-Jährigen auf 2052 Euro hinuntergehen. Beim Koalitionspartner FPÖ, der bei der Erweite- rung der Rot-Weiß-Rot-Karte insgesamt auf der Bremse stand, stieß das auf keine Gegenliebe. Einigkeit herrscht, dass einige sonstige Hürden wegfallen, etwa dass Antragsteller für eine Rot-Weiß-RotKarte immer einen aufrechten Mietvertrag nachweisen mussten – was viele nicht konnten.
Koch als Mangelberuf
Eine Einigung gibt es noch in einem wichtigen Punkt: Neben Schlüsselkräften haben auch Menschen, die in einem Mangelberuf arbeiten, die Möglichkeit, eine Rot-Weiß-Rot-Karte zu beantragen. Neben den erwähnten allgemeinen Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, muss der Antragsteller eine Jobzusage in einem Mangelberuf haben. Was als Mangelberuf gilt, wird per Verordnung vom Arbeits- und Sozialministerium mit der Mangelberufsliste festgelegt.
Diese wird künftig deutlich ausgeweitet und 45 statt 27 Berufe umfassen. Neben zahlreichen technischen Berufen wie Schweißer und Elektrotechniker kommen zum Beispiel Köche neu dazu, die in vielen Tourismusregionen dringend gesucht werden.
Wie viele Menschen über diese Schiene nach Österreich kommen können, ist nicht im Vorhinein begrenzt. Allerdings war der Andrang in den vergangenen Jahren überschaubar, so wird erwartet, dass heuer insgesamt rund 400 Rot-Weiß-Rot-Karten in Mangelberufen genehmigt werden. Zudem wird es künftig laut türkisblauen Plänen eine regionale Mangelberufsliste geben. Auch dieser Punkt war sehr umstritten, nun gibt es aber Einigkeit. In einigen Bundesländern wie Oberösterreich, Tirol, Vorarlberg und der Steiermark gibt es viel mehr Mangelberufe als bundesweit, insbesondere weil in Wien die Zahl der Arbeitslosen nach wie vor hoch ist. Um das auszugleichen, können für die Bundesländer extra Rot-Weiß-Rot-Karten beantragt werden. Insgesamt dürfen 300 Rot-Weiß-Rot-Karten über die regionalen Listen vergeben werden.
Die SPÖ und die Gewerkschaft bewerten die Ausweitung der Mangelberufsliste kritisch. Sie fürchten, dass dadurch die Löhne sinken. Für die Neos geht der Schritt in die richtige Richtung.