Immer mehr Akademiker drängen auf den Arbeitsmarkt
Rückgang der Arbeitslosigkeit bei Hochschulabsolventen am geringsten – AK droht mit Veto beim AMS-Budget
Wien – Auch wenn das Wetter jahreszeitgemäß in diesen Tagen oft eher trüb ist, die Entwicklung am Arbeitsmarkt beschreibt AMSChef Johannes Kopf als „höchst sonnig“. Die Zahl der Arbeitslosen ist auch im November gesunken.
376.636 Personen waren Ende des Monats als arbeitslos gemeldet oder sitzen in Schulungen, 6,9 Prozent weniger als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Die heimischen Betriebe beschäftigten 75.000 Menschen mehr. Für Martin Gleitsmann von der Wirtschaftskammer kein Grund zum Jubeln: „Österreich rutschte im EU-weiten Arbeitsmarkt-Ranking auf Platz elf zurück.“Es gelte, die strukturelle Arbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen, mahnt er.
Einen Rückgang der Arbeitslosenzahlen gibt es in allen Altersstufen, Bundesländern, Bildungsniveaus und Branchen. Besonders deutlich verbesserte sich die Lage für Jugendliche. 60.825 unter 25- Jährige waren arbeitslos oder in Schulungen, 9,8 Prozent weniger als vor einem Jahr. Ähnlich gut sah es mit einem Minus von 8,1 Prozent für Personen im Haupterwerbsalter (25 bis 49 Jahre) aus. Ältere, Ausländer und Personen mit Behinderung haben es aber weiterhin schwer. Der Rückgang bei Älteren etwa liegt bei 2,5 bei Ausländern bei 2,6 Prozent.
Auffällig wenig bewegt sich seit Monaten auch bei Akademikern. Der Rückgang bei Hochschulabsolventen ist mit 2,1 Prozent am geringsten. Für AMS-Chef Kopf kein Grund, von einer akademischen Ausbildung Abstand zu nehmen, denn die Arbeitslosenquote bleibe mit 3,3 Prozent relativ (Arbeitslosenquote gesamt 7,3 Prozent) stabil. Die absoluten Zahlen geben ihm recht. 28.899 Akademiker sind beim AMS vorge- merkt. Zum Vergleich: Die Zahl der Menschen ohne Job mit höchstens Pflichtschulabschluss liegt bei 137.140.
Die moderaten Rückgänge erklären sich dadurch, dass immer mehr Erwerbstätige eine akademische Ausbildung mitbringen. Die Zahl der unselbstständig Erwerbstätigen mit Hochschulabschluss ist von 432.000 im Jahr 2007 auf 702.000 im Jahr 2017 gestiegen – plus 63 Prozent. Der Zuwachs bei den Erwerbstätigen gesamt lag nur bei zehn Prozent. Zu tun hat das auch mit dem Bologna-Prozess, der einen früheren Eintritt ins Erwerbsleben erlaubt.
Später könnte es dagegen bei der Verabschiedung des AMSFörderbudgets für 2019 werden. Die Arbeiterkammer will heute im Verwaltungsrat möglicherweise nicht zustimmen. Zwar fallen die Beschlüsse per Mehrheitsentscheid, ein Veto kann den Budgetbeschluss aber verzögern. (rebu)