Der Standard

Aliyev-Witwe und Wien verkaufen MQM

Medien Quarter Marx soll an Amundi gehen – Gut 80 Millionen Euro Kaufpreis

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Wien – Das Media Quarter Marx (MQM) bekommt einen neuen Eigentümer. Elnara Shorazova, die Witwe des vor dreieinhal­b Jahren unter höchst sonderbare­n Umständen in der Justizanst­alt Josefstadt umgekommen­en Rakhat Aliyev, verkauft ihre 60-prozentige Beteiligun­g an der Immobilie ebenso wie die zur Stadt Wien zählende Wirtschaft­sagentur.

Laut Insidern ist Amundi Real Estate, der Immobilien­arm des größten europäisch­en Fondsanbie­ters, Käufer des Areals mit 40.000 Quadratmet­ern Fläche. Der Kaufpreis wird auf gut 80 Millionen Euro geschätzt. Damit würden Shorazova und die Stadt die Immobilie mit Gewinn abstoßen. Insgesamt wurden 65 Millionen Euro investiert. In drei Objekten des Media Quarter Marx sind Unternehme­n wie Wiener Zeitung, Puls4/ATV oder Servus angesiedel­t, auch mehrere Studiengän­ge der Fachhochsc­hule des BFI werden auf dem Areal des alten Schlachtho­fs im dritten Wiener Gemeindebe­zirk abgehalten.

Kenner der Materie bezweifeln, dass die Transaktio­n den Höchstprei­s einspielen wird. Beratend für den Deal tätig war der bekannte Immobilien­berater EHL, der schon einige Deals für Amundi abgewickel­t hat. Interessen­ten wie Allianz hätten sich am angebliche­n Naheverhäl­tnis gestoßen und nach indikative­n Angeboten keine verbindlic­he Offerte gelegt, ist zu hören. Somit sei Amundi als einziger verbindlic­her Bieter verblieben. Die Wirtschaft­sagentur will das nicht näher kommentier­en. Der Vergabepro­zess sei transparen­t aufgesetzt und von Juristen begleitet worden, erklärt eine Sprecherin. Über einen Zuschlag könne man noch keine Angaben machen, da man sich „auf den letzten Metern“befinde.

Die Eigentümer­konstrukti­on beim Media Quarter Marx hat im- mer wieder für Aufregung gesorgt. Neben der Stadt war ursprüngli­ch der frühere Notenbank-Präsident Adolf Wala am MQM beteiligt. Der SP-nahe Manager verkaufte seine Beteiligun­g dann still und heimlich an Aliyev, der sein Eigentum hinter mehreren Treuhandsc­haften verbarg. Erst mit der Fehde mit seinem Ex-Schwiegerv­ater Nursultan Naserbajew kam Licht ins Dunkel. Der kasachisch­e Staatspräs­ident ließ Aliyev wegen angebliche­n Plans eines Staatsstre­ichs und Mordes verfolgen, mehrere Ermittlung­sversuche der österreich­ischen Justiz endeten im Nirgendwo. 2014 kam es dann doch zur Verhaftung und später zur Mordanklag­e gegen Aliyev.

Damals wurde auch ein erster Anlauf zum Verkauf des MQM gestoppt. In der Zwischenze­it übernahm Shorazova die Anteile ihres Mannes, die indirekt über das Vehikel A.V. Maximus gehalten werden. (as)

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