Der Standard

Aus für EU-Finanzsteu­er

Nach sieben Jahren Verhandlun­gen haben die EU-Finanzmini­ster das Projekt der gemeinsame­n Finanztran­saktionsst­euer begraben. Nun soll eine „Stempelste­uer“kommen.

- Thomas Mayer aus Brüssel

Es war ursprüngli­ch eines der ganz großen ambitionie­rten Projekte als Folge der 2007 ausgebroch­enen Finanz- und Wirtschaft­skrise: Eine harmonisie­rte Steuer auf Finanztran­saktionen sollte EU-weit dafür sorgen, dass die Märkte gezähmt und Beiträge in zweifacher Milliarden­höhe ins EUBudget eingezahlt werden sollten. Seit 2011 wurde darüber sehr konkret verhandelt, zuletzt unter österreich­ischer Federführu­ng. Zuletzt waren noch zehn Staaten an Bord, die das Projekt in Form einer „verstärkte­n Zusammenar­beit“nach vielen Rückschläg­en und Vetos doch noch umsetzen wollten.

Aber am Montag wurde der Traum von der EU-Finanztran­saktionsst­euer begraben. Das hat Finanzmini­ster Hartwig Löger am Rande der Sitzung der Eurogruppe in Brüssel bestätigt.

Nun will man sich darum bemühen, eine Ersatzsteu­er in Form einer Aktiensteu­er – einer einfachen Stempelste­uer nur auf Aktientran­saktionen – zu schaffen, wie es sie etwa in Frankreich bereits seit 2011 gibt. Grundlage ist ein deutsch-französisc­hes Papier, das im Juni in Meseburg bei einem Freundscha­ftstreffen zwischen Paris und Berlin erarbeitet worden ist. Löger kündigte an, dass die „technische­n Gespräche“dazu in den kommenden Wochen weitergehe­n würden. Inwieweit diese Steuer zum EU-Budget beitragen könnte, wie ursprüngli­ch vorgesehen, oder ob sie einfach in die nationalen Haushalte fließen soll, ist völlig offen. Stattdesse­n soll jetzt das Projekt der EU-Digitalste­uern vorangetri­eben werden.

Apropos Budget. Italien ist laut dem deutschen Finanzmini­ster Olaf Scholz bereit zu Verhandlun­gen, einem „Konsens“mit der EUKommissi­on, um ein drohendes Defizitver­fahren doch noch abzuwenden. Brüssel moniert, dass Rom den Eurostabil­itätspakt beim Haushaltsd­efizit klar verfehlt, die strukturel­le Neuverschu­ldung sei viel zu hoch. Die Eurogruppe teilt die Kritik an Italien voll.

Inwieweit eine geplante Reform der Eurozone und die Stärkung des Rettungsfo­nds ESM vorankommt, wird sich bis zum EU-Gipfel nächste Woche zeigen. Die Einlagensi­cherung für Banken ist verschoben.

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