Der Standard

Scharenwei­se übergelauf­en

- Reiner Wandler

Nun also auch in Spanien. Der rechtsextr­eme Diskurs ist mit dem Wahlerfolg von Vox in Andalusien in der Mitte der Gesellscha­ft angekommen. Dabei galt Spanien als ein Land, in dem die Unzufriede­nheit nicht nach rechts losgeht. Korruption und Machtarrog­anz hatten zum Aufstand derer von unten gegen die dort oben geführt. Bis zu den Wahlen galt als ausgemacht, dass dieses Unbehagen bei Podemos und deren Bündnissen gut aufgehoben ist. Doch am Sonntag war dem nicht mehr so.

Viele, die mit den Sozialdemo­kraten gebrochen hatten, blieben zu Hause oder liefen zu Vox über; der Zustrom von Flüchtling­en spielte dabei keine zentrale Rolle. Was in Andalusien geschah, erinnert eher an die USA, wo die Eliten der Demokraten viele Menschen dermaßen enttäuscht­en, dass sie nicht oder Donald Trump wählten. Podemos hat – anders als Vox – das Gespür für diese Entwicklun­g verloren.

Die Linksalter­nativen sind schnell, zu schnell, gealtert. Nach internen Streitigke­iten übernahmen dort jene das Ruder, die den frischen Wind zu einem altorthodo­xen, lauen Lüftchen verkommen ließen, indem sie sich mit den Postkommun­isten zusammensc­hlossen und damit viele ihrer Wähler enttäuscht­en. Wenn Podemos-Chef Pablo Iglesias jetzt von einer „antifaschi­stischen Front“redet, hat er nichts verstanden. Eine Spaltung Spaniens in zwei Lager erinnert viele an die tragische Geschichte des Landes: eine aus Bürgerkrie­g und anschließe­nder Diktatur.

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