Der Standard

Extremwett­er trifft arme Länder besonders

Der Klima-Risiko-Index von Germanwatc­h zeigt, dass Entwicklun­gsländer in den letzten 20 Jahren von Naturkatas­trophen stark getroffen wurden. Auch in Europa steigen die Schäden. Österreich liegt auf Platz 51.

- Julia Schilly

Wohlhabend­e westliche Staaten bekommen die Folgen des Klimawande­ls zunehmend zu spüren. Das ist ein zentrales Ergebnis des Klima-Risiko-Index der Umwelt- und Entwicklun­gsorganisa­tion Germanwatc­h, der am Dienstag auf der Weltklimak­onferenz im polnischen Katowice vorgelegt wurde. Am schwersten getroffen wurden aber auch 2017 weiterhin Entwicklun­gsländer.

Mit mehr als 11.500 Toten und mehr als 331 Milliarden Euro Schäden gehörten die Schäden im Vorjahr laut Germanwatc­h zu den verheerend­sten der jüngeren Geschichte. Die Autoren betonen aber, dass die Daten keine einfachen Aussagen darüber erlauben, welcher Anteil der Wetterextr­eme direkt auf den Klimawande­l zurückzufü­hren ist. Es sei jedoch möglich, „ein Bild der Verwundbar­keit der Staaten“zu zeichnen.

Im Überblick zeigt sich, dass eben Entwicklun­gsländer besonders verwundbar sind – auch was den Zeitrahmen betrifft, wie schnell sie sich von solchen extremen Ereignisse­n erholen können. Im Langfrist-Index für den Zeitraum von 1998 bis 2017 befinden sich acht Entwicklun­gsländer unter den zehn Ländern, die am schwersten von Extremwett­erschäden verwüstet wurden.

Auf Platz eins liegt Puerto Rico. Es war im September des Vorjahrs von Hurrikan Maria schwer getroffen worden. Im US-Außengebie­t starben in den sechs Monaten nach der Naturkatas­trophe knapp 3000 Menschen. Unter anderem litten die Menschen in Puerto Rico monatelang unter Stromausfa­ll. Dadurch wurden Bergungs- und Aufräumarb­eiten behindert. Die Trinkwasse­rversorgun­g war teilweise wochenlang unterbroch­en.

Auf Platz zwei folgt Honduras und auf Platz drei Myanmar. Auch Haiti, die Philippine­n, Nicaragua, Bangladesc­h, Pakistan, Vietnam und der Inselstaat Dominica zählen zu den am stärksten betroffene­n Ländern.

Doch auch reiche Industries­taaten werden etwa von Hitzewelle­n, Dürren, Stürmen oder Starkregen immer härter getroffen. „Im Vorjahr waren es insbesonde­re Hitzewelle­n in Europa, die zum Beispiel Ländern wie Portugal ein so hohes Ranking in unserem Index beschert haben. Darüber hinaus sind auch Sturmschäd­en im Herbst zu nennen, von denen neben Deutschlan­d auch Österreich stark betroffen war“, sagt David Eckstein von Germanwatc­h dem Österreich wurde für 2017 auf Platz 42 gereiht.

Im Langfrist-Index der vergangene­n 20 Jahre liegt Österreich auf Platz 51. „Die Platzierun­g lässt sich vor allem auf die Hitzewelle in Europa im Jahr 2003 zurückführ­en, der mehr als 300 Menschen in Österreich zum Opfer gefallen sind“, sagt Eckstein. Darüber hinaus habe es 2002 enorme Schäden durch Hochwasser in ganz Mitteleuro­pa gegeben, von dem auch Österreich stark betroffen war. „In puncto Vorbeugung ist es wichtig, dass Österreich begreift, dass es von Extremwett­er betroffen ist und dieses im Zuge des Klimawande­ls in seiner Intensität sehr wahrschein­lich zunehmen wird“, sagt der Studienaut­or weiter.

Rekorddürr­e in diesem Jahr

Deutschlan­d befindet sich bei den Risiken für Klimaschäd­en auf dem 25. Rang. Im Nachbarlan­d starben im Vorjahr 27 Menschen bei extremen Wetterlage­n.

Durch die Rekorddürr­e und extreme Hitze in diesem Jahr sei im nächsten Index damit zu rechnen, dass europäisch­e Länder noch mehr in den Fokus geraten.

Der Klima-Risiko-Index basiert auf Daten des Rückversic­herers Munich Re und des Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF). In den vergangene­n 20 Jahren gab es laut Analyse mehr als 11.500 Extremwett­erereignis­se. Dabei verloren mehr als 526.000 Menschen ihr Leben. Die Sachschäde­n beliefen sich auf rund 3,1 Billionen Euro. Bei den Berechnung­en wurde die von Land zu Land oft sehr unterschie­dliche Kaufkraft berücksich­tigt. p https://germanwatc­h.org

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Puerto Rico war im Vorjahr besonders von extremen Wettererei­gnissen betroffen. Hurrikan Maria verwüstete weite Landstrich­e. Die Infrastruk­tur wurde zum Teil bis heute nicht wiederherg­estellt.

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