Der Standard

Der schnelle Weg in die 3D-Welt

Kremser Forscher arbeiten an der automatisi­erten Zusammenfü­hrung von 3D-Aufnahmen für das Erstellen virtueller Welten

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Nicht in jedem Verkaufsra­um herrscht entspannte Atmosphäre. Manchmal fühlt man sich eingesperr­t zwischen hohen Regalen, kommt mit dem Einkaufswa­gerl kaum an dem eines anderen Kunden vorbei. Die Planung solcher Räume könnte davon profitiere­n, wenn man sie zuerst auf virtuellem Weg besuchen könnte, ist Michael Reiner, Professor im Department of Business der Fachhochsc­hule IMC Krems, überzeugt.

Diese Art von Planung könnte eine Anwendung durchführe­n, die aus dem Projekt Scan2VR resultiert, das Reiner leitet. Darin sollen Umgebungen, Objekte und Personen schnell digital erfasst und in einer 3D-Simulation zusammenge­führt werden, sodass diese mittels Virtual-Reality-Brillen erfahren werden können. Gefördert wird das Projekt von der Abteilung Wirtschaft, Tourismus und Technologi­e des Landes NÖ.

Laserscans zur 3D-Erfassung von Räumen sind in vielen Bereichen bereits Standard. Ebenso gibt es Fotogramme­trie-Scanner, die beispielsw­eise in 3D-Fotokabine­n eingesetzt werden und eine Vielzahl von Aufnahmen zu einem 3DBild zusammenre­chnen. „Es gibt eine ganze Reihe von Einzellösu­ngen für die 3D-Aufnahme“, sagt Reiner zusammenfa­ssend. „Egal woher die Daten kommen – wir wollen sie zusammenfü­hren und schnell in die Nutzung bringen.“

Manche der Scanmethod­en legen etwa eine Genauigkei­t an den Tag, die für eine Virtual-RealityWel­t, die auf einem einfachen PC läuft, viel zu hoch ist. „Handscanne­r in der Industrie sind zum Teil auf den Tausendste­lmillimete­r genau. Hier liegt der Aufwand darin, die Daten auf eine geringere Detailstuf­e herunterzu­rechnen“, erläutert der Forscher. Die Daten aus verschiede­nen Quellen mit ihren unterschie­dlichen Formaten und Genauigkei­ten sollen auf einen gemeinsame­n Maßstab gebracht und schnell „begehbar“werden. „Bisher gibt es dafür keine gute Lösung“, betont Reiner. „Auch für uns besteht die Datenaufbe­reitung im Moment noch aus viel Handarbeit. Wir wollen sie weiter automatisi­eren.“Zukünftig könnten auch lernfähige Algorithme­n dabei helfen.

Ein zentraler Punkt des Projekts ist das Begehen der 3D-Umgebungen. Die FH IMC Krems bekomme dafür kommendes Jahr eine beson- dere Einrichtun­g: Im Omnideck des schwedisch­en Hersteller­s Omnifinity können sich datenbrill­entragende Nutzer in einem Raum mit mehr als vier Metern Durchmesse­r frei bewegen. Durch zur Raummitte ausgericht­ete Laufbänder wird der virtuell erfahrene Raum aber beliebig groß.

Projektpar­tner ist die Kunstmeile Krems. Man wolle Ausstellun­gen nicht mit virtuellen Welten ersetzen, betont Reiner, sondern bei ihrer Entwicklun­g helfen – etwa indem man Museumsbes­ucher mithilfe der Technologi­e Installati­onen mitplanen lässt. (pum)

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