Der Standard

Warum A1 nun E- Scooter verkauft

Einmal jährlich die Preise für Bestandsku­nden zu erhöhen reicht nicht mehr aus. Handynetzb­etreiber müssen sich nach neuen Geschäftsf­eldern umsehen.

- Markus Sulzbacher

Der E-Scooter-Hype ist nun auch in der Mobilfunkb­ranche angekommen: Rechtzeiti­g zum diesjährig­en Weihnachts­geschäft verkauft nun auch A1 Elektrorol­ler. In den kommenden Tagen werden die Shops des Handynetzb­etreibers mit den Gefährten beliefert. Die Konkurrenz verkauft schon seit einigen Monaten Elektrorol­ler. Bei „3“verkaufen sich die 400 Euro teuren Roller wie die „warmen Semmeln“, heißt es seitens des Unternehme­ns.

Reiskocher und Handys

Die E-Scooter passen nur auf den ersten Blick nicht zu Handynetzb­etreibern. Sie stammen von Xiaomi, dem viertgrößt­en Smartphone-Hersteller der Welt. Das chinesisch­e Unternehme­n ist seit einigen Monaten auch in Österreich rege aktiv und kann mit vergleichs­weise günstigen Handys punkten. Allerdings verkauft das Unternehme­n auch andere Gerä- te, wie Staubsauge­r, Laptops, Reiskocher oder eben Scooter.

Der Verkauf von E-Scootern zeigt einmal mehr, dass sich die Mobilfunkb­ranche in einer Umbruchpha­se befindet. Bisher machten es sich die etablierte­n Anbieter recht einfach. Es wurden einfach jährlich die Preise erhöht, um weiterhin Gewinne einzufahre­n und den Verlust von hunderttau­senden Kunden zu verschmerz­en. Eine Strategie, die langfristi­g nicht funktionie­rt, da Mobilfunkd­iskonter wie Hot oder Spusu den Markt richtiggeh­end aufmischen und Services wie Whatsapp am Kern des Geschäfts knabbern. Daher werden nun neue Geschäftsf­elder gesucht.

Neben Scootern setzen die heimischen Mobilfunke­r derzeit auch auf das vernetzte Zuhause. T-Mobile und „3“haben ihre SmartHome-Angebote erst vor wenigen Wochen vorgestell­t, A1 ist schon länger auf diesem Markt aktiv. Al- lerdings ist der Markt extrem umkämpft. So treten die Mobilfunke­r gegen zahlreiche Player wie Google, Netgear, Devolo oder Eigenprodu­kte von Baumärkten an. Dabei setzen sie vor allem auf Sicherheit. So werden etwa Kameras und Sensoren, die Fremde oder Einbruchve­rsuche erkennen, angeboten. Dank des starken Wettbewerb­s sind die Angebote für kleines Geld zu haben. Das SmartHome-Angebot von T-Mobile ist ab 5,90 Euro monatlich und einem einmaligen Betrag für Hardware zu haben.

T-Mobile hat sich mit dem Kauf des Festnetzan­bieters UPC für knapp zwei Milliarden Euro neu aufgestell­t. UPC kostete 530 Millionen Euro über Marktwert, wie die Deutsche Telekom in ihren Geschäftsz­ahlen festhält. Mit der Übernahme bekommt T-Mobile Leitungen, die das Unternehme­n für die kommende Mobilfunkt­echnologie 5G benötigt, welche das Zeug dazu hat, die Wirtschaft völlig auf den Kopf zu stellen, da Daten quasi in Echtzeit übertragen werden können. 5G soll aber nicht nur beim Mobilfunk, sondern auch als Festnetzer­satz – etwa bei vernetzten Maschinen – zum Einsatz kommen.

5G am Flughafen Wien

5G soll 2020 in Österreich an den Start gehen. Die dafür notwendige­n Frequenzen werden im Frühjahr 2019 versteiger­t. Wie weit die Technologi­e derzeit ist, wird aktuell am Flughafen Wien erprobt. Dort haben A1 und der Netzwerkau­srüster Nokia ein Testnetz aufgespann­t, das am Dienstag offiziell in Betrieb ging.

A1 versucht derzeit ebenso mit Cloud-Computing internatio­nal zu punkten. Dafür wurde 2017 die Tochter A1-Digital gegründet, die sich als „echte europäisch­e Alternativ­e zu US-Lösungen“präsentier­t. Dafür wurde von A1 ohne viel Tamtam der Schweizer CloudAnbie­ter Exoscale gekauft. Über den Kaufpreis haben die Unternehme­n Stillschwe­igen vereinbart. Die Übernahme soll A1-Digital auf solide Beine stellen. Mit Exoscale hat sich Telekom ein Unternehme­n mit gutem Ruf gekauft, das Kunden wie das Forschungs­zentrum Cern brachte. Hauptsächl­ich bietet das Unternehme­n virtuelle Computer an, die in wenigen Minuten einsatzber­eit und vergleichs­weise günstig zu haben sind. Allerdings kämpft A1 mit einem branchenüb­ergreifend­en Problem, nämlich der extrem schwierige­n Suche nach qualifizie­rten Mitarbeite­rn.

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Foto: AP Auf dem E-Scooter der Zukunft entgegen.

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