Belastet durch den Handelsstreit und böse Vorahnungen
Die anfängliche Euphorie über den Burgfrieden im Handelsstreit zwischen den USA und China schlug in Europa rasch wieder in Skepsis um. „Es steht bis dato nicht fest, ob China wirklich die Autozölle kappen wird, wie von US-Präsident Donald Trump per Twitter gemeldet“, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. „Es wäre eine dramatische Eskalation, wenn China den US-Präsidenten öffentlich bloßstellen würde.“Die Folge waren am Dienstag mehrheitlich negati- ve Vorzeichen an den europäischen Aktienbörsen. Die Verschiebung der geplanten weiteren Strafzölle gebe bei genauer Betrachtung wenig Anlass zur Freude, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. „Noch sind beide Seiten weit von einer finalen Einigung entfernt.“
Dazu dürften auch konjunkturelle Sorgen den Anlegern auf den Magen geschlagen haben, wie die Entwicklung an den Rentenmärkten zeigt: In den USA droht die Rendite zehnjähriger Bonds unter diejenige der zweijährigen Titel zu fallen. Diese sogenannte „inverse Zinskurve“gilt an der Börse als Vorbote für eine mögliche Rezession. Der Renditeabstand zwischen beiden genannten Anleihen war mit 0,1 Prozentpunkten so gering wie seit etwa einem Jahrzehnt nicht mehr. Der Spread zwischen deutschen Schuldpapieren mit diesen Laufzeiten markierte mit 0,9 Prozentpunkten den tiefsten Stand seit eineinhalb Jahren.
Bei den Einzelwerten richtete sich die Aufmerksamkeit auf die deutschen Autobauer. Trotz Gesprächen der Spitzenmanager von BMW, Daimler und Volkswagen mit der US-Regierung blieben Anleger sehr skeptisch. Zwar würden die Unternehmen sicher Investitionszusagen liefern, so die BayernLBAnalysten. „Dies dürfte aber nicht reichen, um Trump vor einer weiteren Eskalation in Richtung Strafzölle oder Einfuhrkontingente abzuhalten.“In London wirkte die Gewinnwarnung von Thomas Cook aus der vergangenen Woche nach. Die Aktien fielen auf ein Sechsjahrestief.
Auch die Wiener Börse konnte nicht an den starken Wochenbeginn anknüpfen. Andritz zählte trotz eines Auftrags aus China für ein Pumpspeicherkraftwerk mit einem Wert von mehr als 100 Millionen Euro zu den größten Verlierern im ATX. Auch AT&S sowie die Banken RBI und Bawag verloren deutlich, der Verbund konnte Terrain gutmachen. Seit Jahresbeginn liegt der Wiener Leitindex gut zehn Prozent im Minus. (red)