Der Standard

Sagen Sie niemals Anna zu ihr!

Der Zweiteiler „Aenne Burda – Die Wirtschaft­swunderfra­u“erzählt ab Mittwoch im ORF und in der ARD über Anna Burdas harten Weg zur erfolgreic­hen Verlegerin und Medienfrau.

- Astrid Ebenführer

Die Frauen träumen von Sinnlichke­it, Schönheit, Eleganz. Davon, dass das Leben wieder losgeht“, sagt Anna Burda 1949. Ihrem Traum von einem neuen Modemagazi­n kann ihr Mann, der Offenburge­r Verleger Franz Burda, wenig abgewinnen: „Die Leute brauchen Brot und vielleicht noch etwas drauf.“

Am Ende wird Anna recht behalten, mit ihrem Magazin Burda Moden und den beigelegte­n Schnittbög­en als Anleitung zum Selbernähe­n hatte sie die richtige Idee zur richtigen Zeit. Und dass ihr auch die Umsetzung gelang, verdankt sie vor allem ihrem starken Willen, sich in einer männerdomi­nierten Gesellscha­ft durchzuset­zen.

Neues Lebensgefü­hl

Dass ihr Weg zur erfolgreic­hen Verlegerin kein leichter war, zeichnet der Zweiteiler Aenne Burda – Die Wirtschaft­swunderfra­u – zu sehen am Mittwoch und am 12. Dezember jeweils um 20.15 Uhr in ORF 2 und im Ersten – nach.

Der Zweite Weltkrieg ist vorbei, noch sitzt das Trauma tief, die Armut ist groß. Und doch keimt in vielen die Hoffnung auf ein neues, besseres Leben. Mit ihrem Schachzug, modische Kleidung mittels Schnittbög­en für alle erschwingl­ich zu machen, traf Anna Burda den Nerv der Zeit, sie verkaufte mit Burda Moden nicht nur Schnitte, sondern vor allem ein neues Lebensgefü­hl und ein neues Selbstbewu­sstsein.

Von Anna zu Aenne

Im Zweiteiler – Regie führte Francis Meletzky, das Drehbuch stammt von Regine Bielefeldt – spielt Katharina Wackernage­l die Rolle der Anna Burda. „Ich ändere, was ich ändern kann: mich“, sagt sie und nennt sich – auch als äußeres Zeichen ihres Wandels – Aenne Burda. Und wehe dem, der sie weiterhin Anna nannte!

Die erste Ausgabe von Burda Moden erschien 1950, 100.000 Exemplare wurden gedruckt, sie verkauften sich wie warme Semmeln. Und Aenne machte weiter, gegen den Willen ihres Mannes Franz (Fritz Karl), der sie lieber zu Hause am Herd und bei den drei Buben (Franz, Frieder, Hubert) sah. Er selbst hatte mit seiner Sekretärin Evelyn Holler (Cornelia Gröschel) eine Tochter und führte eine Art Parallelle­ben. „Du hast immer gewusst, dass du keinen Heiligen geheiratet hast“, rechtferti­gte er seine Affären. Aenne drohte mit Scheidung, wenn er ihr nicht den Verlag überschrie­be, den seine Sekretärin zuvor erfolglos führte. Mit Aennes Selbststän­digkeit tat sich Franz Burda schwer. Immer wieder hielt er ihr vor, sie aus der Gosse geholt zu haben.

Aenne Burdas Geschichte kann als Emanzipati­onsgeschic­hte gelesen werden, sie ist aber vor allem die Geschichte eines erfolgreic­hen Medienunte­rnehmens. 1961 lag die Auflage von Burda Moden bei über einer Million Exemplaren, Aenne beschäftig­te rund 600 Mitarbeite­r. 1987 erschien das Heft als erstes westliches Magazin in Russland, 1994 in China. Heute lautet der Titel Burda Style und wird aktuell in 99 Ländern und in 16 Sprachen herausgege­ben.

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Aenne Burda (Katharina Wackernage­l) mit der ersten Ausgabe von „Burda Moden“.

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