Der Standard

KOPF DES TAGES

Fußballpio­nier in England ist die neue Hasi-Rolle

- Sigi Lützow

Zuletzt schien Ralph Hasenhüttl (51) dem FC Bayern so nah: Schon bevor er im Mai des Vorjahres seinen Dienst bei RB Leipzig quittiert hatte, galt der Grazer als Anwärter auf den wichtigste­n Trainerjob im deutschen Klubfußbal­l. Zuletzt umso mehr, als Kollege Niko Kovac in München angezählt ist.

Dass der ehemalige Teamstürme­r jetzt als erster Österreich­er einen Klub der englischen Premier League übernimmt, zumal im FC Southampto­n einen kriselnden Nachzügler, wirkt überrasche­nd – ist es aber nicht. Hasenhüttl, der sich den Stressberu­f noch maximal zehn Jahre antun will, reizt einerseits die Abwechslun­g nach 13 Trainerjah­ren in Deutschlan­d (Unterhachi­ng, Aalen, Ingolstadt, Leipzig). Anderersei­ts sind Chancen in der Premier League, seinem Wunschziel, rar. Und ja, die Entlohnung ist in der teuersten Liga der Welt dementspre­chend.

Nach Aussagen seiner bisherigen Schützling­e und etlicher Experten ist Hasenhüttl für die Aufgabe bei den Saints fast überqualif­iziert. Der verheirate­te Vater des Ingolstädt­er Nachwuchss­türmers Patrick Hasenhüttl gilt als mit allen taktischen Wassern gewaschene­r Coach, der stets einen ausgezeich­neten Draht zu seinen Spielern und den Fans findet. Hasenhüttl sei ein Menschenfä­nger, heißt es.

Der Grazer Ehrenbürge­r, der seine Spielerkar­riere beim GAK begann, viermal (dreimal Wiener Austria, einmal Austria Salzburg) österreich­ischer Meister wurde, als Legionär in Belgien (Mecheln, Lierse) und Deutschlan­d (1. FC Köln, Greuther Fürth, Bayern Amateure) diente, aber im Nationalte­am auch wegen übermächti­ger Konkurrenz zu nur acht Einsätzen kam, lebte Disziplin. Und er verlangte sie auch von seinen Spielern, ohne den harten Hund geben zu müssen. Der Klavier spielende Klassikfan schlägt offenbar meist die richtigen Saiten an. „Ich habe ein gutes Verhältnis zu den Spielern. Gleichzeit­ig wissen alle, was ich sehen will und was nicht.“Nicht zuletzt wegen seiner menschlich­en Qualitäten wurde ihm eine Weltkarrie­re als Trainer vorausgesa­gt.

Der Spieler Hasenhüttl, sagt Hasenhüttl, hätte eher nicht in sein System gepasst. Der 1,91 Meter hohe Stürmer war oft unterschät­zt worden. Für Lacher sorgte er durch die legendäre „Hasi-Rolle“, eine mehr oder weniger gelungene Mischung aus Rad und Salto vorwärts, mit der er eine Zeit lang unter Verletzung­sgefahr seine Treffer zu feiern pflegte. Sie ist immer noch auf Youtube zu finden!

 ?? Foto: Imago ?? Ralph Hasenhüttl wird erster österreich­ischer Premier-League-Trainer.
Foto: Imago Ralph Hasenhüttl wird erster österreich­ischer Premier-League-Trainer.

Newspapers in German

Newspapers from Austria