Der Standard

Aufstockun­g von Frontex verzögert sich um Jahre

Der von Bundeskanz­ler Sebastian Kurz unterstütz­te EU-Plan, die Grenzschut­zagentur Frontex bis 2020 um 10.000 Beamte aufzustock­en, dürfte nicht halten. Das gab Innenminis­ter Herbert Kickl beim EU-Ministerra­t in Brüssel bekannt. Die Verzögerun­g könnte fünf

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Der Plan der EU-Kommission, bis 2020 die EUGrenzsch­utzagentur Frontex auf 10.000 Mann aufzustock­en, gerät ins Trudeln. „Wir haben in den Gesprächen bisher gesehen, dass die Vorgabe der EUKommissi­on mit fixen Zahlen bis 2020 eigentlich die Dimension des Machbaren sprengt“, sagte der amtierende EU-Ratsvorsit­zende und Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) in Brüssel.

„Deswegen sind wir jetzt dabei, entspreche­nde Kompromiss­e auszuloten, und wir werden versuchen, bis zum 31. Dezember auch noch zu einem Ergebnis zu kommen“, sagte Kickl. 10.000 Mann sei „eine gute Zahl“, die Frage sei aber in welchem Zeitraum und wie sie sich zusammense­tze.

Die Verzögerun­g könnte fünf bis sieben Jahre dauern. Dies wäre ein Rückschlag für die Pläne von Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) und EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker. Sie haben sich zuletzt für eine schnellere Aufstockun­g des Frontex-Personals ausgesproc­hen. Ursprüngli­ch hatte aber auch die EU-Kommission 2027 geplant.

Es sei wichtig, die EU-Mitgliedst­aaten nicht zu überforder­n, alles brauche einen ziemlichen Vor- lauf. Frontex brauche Schlagkraf­t und personelle Stärke. Die Intensivie­rung des Außengrenz­schutzes dürfe aber nicht dazu führen, dass Kapazitäte­n in anderen Bereichen verlorengi­ngen. „Das ist eine Loch-auf-Loch-zu-Politik. Das ist nicht vernünftig“, so Kickl.

Geeinigt haben sich die EU-Minister darauf, dass Frontex künftig gemeinsame Einsätze mit Drittstaat­en durchführe­n kann. Bisher arbeitet die EU-Grenzschut­zagentur nur mit Staaten auf dem Balkan zusammen, in Zukunft könnte sie auch in Afrika aktiv werden. Außerdem beschloss der EU-Innenminis­terrat eine stärkere Rolle von Frontex bei Rückführun­gen illegaler Einwandere­r.

Leute, Ausrüstung, Geld

EU-Innenkommi­ssar Dimitris Avramopoul­os hält den FrontexAuf­stockungsp­lan auf 10.000 Mann bis 2020 nach wie vor für realistisc­h, dazu brauche es aber verantwort­ungsvolle EU-Mitgliedst­aaten. Wenn die EU einen wirklichen Grenzschut­z wolle, brauche sie Leute, Ausrüstung und Geld. „Dies sind die Bestandtei­le unseres Erfolges.“Ein fixe Truppe von „10.000 Leuten ist das, was wir brauchen“. Auch das Zieldatum 2020 sei noch möglich. „Es hängt von unserem politische­n Willen und der Entschloss­enheit ab.“

Der deutsche Innenminis­ter Horst Seehofer will eine Aufstockun­g der EU-Grenzschut­zagentur Frontex zum besseren Schutz der Außengrenz­en „so schnell wie möglich“sehen. Andernfall­s könnte Deutschlan­d seine Kontrollen an der Grenze zu Österreich nicht beenden.

„Mut zu großer Lösung“

Seehofer sagte, ihm gefalle die Zahl von 10.000 Grenzschüt­zern, man müsse nun sehen, in welchen Etappen dies zu erreichen sei. Über einen deutschen Personalbe­itrag zu Frontex wollte Seehofer nicht öffentlich spekuliere­n und diskutiere­n. Die EU sollte aber „den Mut zu einer großen Lösung haben“. Gleichzeit­ig dürfe man „nichts Utopisches verspreche­n“.

Bundeskanz­ler Kurz hatte den im September vorgelegte­n Plan der EU-Kommission zur FrontexAuf­stockung unterstütz­t und auf eine Einigung der EU-Staaten in diesem Sinne bis Jahresende gehofft. Neben der Rekrutieru­ng des Personals bremsen aber auch Souveränit­ätsbedenke­n einzelner EUStaaten die Aufstockun­g von Frontex. (APA)

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Frontex-Beamte bei einem Einsatz auf der griechisch­en Insel Lesbos.

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