Der Standard

Chronologi­e der Einzelfäll­e

Rechtsextr­eme Aussagen und Taten politisch aktiver Personen sorgen seit der Angelobung der türkisblau­en Bundesregi­erung immer wieder für Aufregung. dokumentie­rt 50 dieser Einzelfäll­e. der Δtandard

- Kim Son Hoang

Die Diskussion­en rund um den Flüchtling­s- und vor allem um den Migrations­pakt stehen vor ihrem Ende. Beide politische­n Absichtser­klärungen werden in Kürze angenommen, zumindest von denen, die standhaft geblieben sind in den Debatten, die geprägt waren von Halb- und Unwahrheit­en – Stichwort uneingesch­ränkte Massenzuwa­nderung. Dabei hätten die Pakte eine umfassende und sachlich geführte Diskussion bitter nötig gehabt. Tatsächlic­h gibt es vieles, was man dabei hinterfrag­en könnte. Denn neben alle jenen, die Schreckens­szenarien an die Wand malen, gibt es auch Befürworte­r, die schlingern, wenn es um die Frage geht, was das alles denn jetzt konkret bringt. Schließlic­h, und das wird immer wieder betont, ist nichts davon rechtlich verbindlic­h.

Die Pakte sollen zu internatio­naler Solidaritä­t führen, zu mehr Ordnung, aber alles auf freiwillig­er Basis, heißt es unisono. Das klingt nicht so, als wären das jetzt große Würfe, um die „Jahrhunder­therausfor­derung“Zuwanderun­g besser in den Griff zu bekommen, wie es der deutsche Experte Steffen Angenendt formuliert hat. Es ist im besten Fall ein erster Schritt. Erst die Zukunft wird weisen, was die beiden Pakte tatsächlic­h bewirken.

Genügend Stoff eigentlich, um darüber zu diskutiere­n, gerne auch trefflich darüber zu streiten. Doch dazu kam es nicht. Wieso eigentlich? Einige Regierunge­n, eine davon in Wien beheimatet, machten den Eindruck, als würde ihnen von einer äußeren Macht, den Vereinten Nationen, gemeingefä­hrliche Papiere aufs Auge gedrückt werden. Tatsache ist aber: Kaum ein Entwicklun­gsprozess war so transparen­t wie jene, die zu den beiden Pakten geführt haben. Über eineinhalb Jahre lang wurden zahlreiche Diskussion­srunden geführt, hunderte Statements von verschiede­nen Akteuren eingeholt, die Staaten waren auf eigenen Wunsch mehr oder weniger aktiv involviert. Das alles ist leicht auffindbar online nachzulese­n. och die Politik hat das nicht interessie­rt. Nicht genug zumindest, um das ins Parlament einzubring­en oder aktiv in die Öffentlich­keit zu tragen. Es könnte den Entscheidu­ngsträgern egal gewesen sein. Das ist eine Lesart. Die andere ist, dass alles, was Flucht und Migration betrifft und keinen repressive­n Charakter hat, angesichts der derzeitige­n Stimmung in vielen Ländern eher nicht aktiv rausposaun­t wird. Das hat zu einem Informatio­nsvakuum geführt, in dem schließlic­h besagte Halb- und Unwahrheit­en viel Raum einnehmen konnten. Rechte Medien und Akteure haben diese Steilvorla­ge dankend aufgenomme­n; sie wussten, mit diesen Reizthemen lässt sich wunderbar mobilisier­en. Viele Regierunge­n hielten diesem Druck dann nicht mehr stand, gaben klein bei und stiegen mitunter aus äußerst dubiosen Gründen aus.

Damit also eines klar ist: Es gibt gute Gründe für eine Regierung, die beiden Pakte abzulehnen. Einer davon ist der Zweifel an ihrer Wirksamkei­t. Angst vor rechten und populistis­chen Akteuren ist es nicht.

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