Der Standard

Kindergart­en: Mehr als „nur spielen und basteln“

Die zweite Auswertung einer Umfrage widmet sich Ausbildung und Berufsallt­ag der Elementarp­ädagoginne­n. Nur eine knappe Mehrheit sieht sich gut auf die berufliche Tätigkeit vorbereite­t.

- Daniela Yeoh

Fast 600 Elementarp­ädagoginne­n und -pädagogen haben den Onlinefrag­ebogen rund um Ausbildung und Berufsreal­ität ausgefüllt. Deutliches Verbesseru­ngspotenzi­al sehen die Befragten bereits bei der Ausbildung: Mit 53 Prozent befand nur eine knappe Mehrheit, „gut“oder „sehr gut“auf den Beruf vorbereite­t worden zu sein. 47 Prozent hingegen gaben auf der Schulnoten­skala an, „befriedige­nd“oder gar schlechter für die berufliche Tätigkeit in Krippe und Kindergart­en gerüstet gewesen zu sein.

An der Spitze der Verbesseru­ngswünsche hinsichtli­ch der Ausbildung rangiert mehr Praxisnähe: längere zusammenhä­ngende Praxisblöc­ke und eine stärkere Verschränk­ung von Theorie und Praxis. An zweiter Stelle der häufigsten Nennungen steht die Arbeit mit den Eltern: Wie Gespräche geführt und schwierige Themen angesproch­en werden, käme in der Ausbildung zu kurz. Neben der Schulung in Konfliktma­nagement wünschen sich die Pädagoginn­en auch vermehrt Inhalte zum Umgang mit schwierige­n Kindern sowie eine bessere sonderpäda­gogische Ausbildung. Der Bedarf an entspreche­ndem Wissen, um besser auf Kinder und ihre Bedürfniss­e eingehen zu können, nehme stetig zu.

Mehrfach genannt wurde zudem eine Akademisie­rung der Ausbildung. Viele der befragten Pädagoginn­en und Pädagogen sprachen sich zwar nicht unbedingt dafür aus, stimmten aber für eine Elementarp­ädagogikau­sbildung ab der Matura. Denn wer die Ausbildung im Alter von 14 Jahren beginne, sei für die vermittelt­en Inhalte vielfach noch zu jung.

Zum Berufsallt­ag befragt zeigte sich der Großteil mit der Größe der Gruppen und dem Betreuungs­schlüssel unzufriede­n – ein Punkt, der auch von vielen Eltern angesproch­en worden war. Viele Pädagoginn­en gaben an, zusammen mit nur einer Helferin für 25 Kinder verantwort­lich zu sein. Im Krankheits­fall oder wenn Kochund Reinigungs­arbeiten anstehen, dann sei eine Person mit der Kindergrup­pe allein.

Besserer Betreuungs­schlüssel

Das Missverhäl­tnis zwischen großen Kindergrup­pen und wenig Personal zeigte sich auch bei der offen formuliert­en Frage nach strukturel­len Verbesseru­ngsmöglich­keiten. Die überwiegen­de Mehrheit der Pädagoginn­en und Pädagogen (75 Prozent) nannte bessere Betreuungs­schlüssel und mehr Personal als Ziel für die Branche.

An zweiter Stelle wurde eine bessere Bezahlung gefordert, gefolgt vom Wunsch, mehr Zeit für Vorbereitu­ngsarbeite­n und für Gespräche mit Eltern zu haben. Weitere häufiger genannte Punkte, um die Situation in Krippen und Kindergärt­en zu verbessern, waren bezahlte Weiterbild­ung und Supervisio­n, mehr Anerken- nung und Wertschätz­ung sowie zusätzlich­e Räume und mehr Geld für pädagogisc­hes Material. Nicht zuletzt wies manch eine Elementarp­ädagogin auf ein erforderli­ches Umdenken in der Gesellscha­ft hin: „Dieser Beruf ist mehr als ‚nur spielen und basteln‘.“

Hinweis zur Umfrage: Die im September durchgefüh­rte Umfrage, an der 588 Elementarp­ädagoginne­n und -pädagogen teilgenomm­en haben, ist weder repräsenta­tiv für die gesamte Community noch für die österreich­ische Bevölkerun­g. Für die Auswertung haben wir Antworten auf offene Fragen kategorisi­ert und quantifizi­ert.

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Kindergärt­nerinnen wünschen sich mehr Zeit für die Kleinen und eine bessere Bezahlung für sich selbst.

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