Der Standard

Wiens Öffis bald sparsamer als ganz St. Pölten

Der Energiever­brauch der Wiener Linien nimmt trotz Zuwachses an Fahrgästen ab

- Petra Stuiber

Wien ist Sankt Pölten. Beziehungs­weise die Wiener Linien sind Sankt Pölten – was den Energiever­brauch betrifft. 700 Gigawattst­unden pro Jahr verbrauche­n die Wiener Linien an Energie – genauso viel wie die niederöste­rreichisch­e Landeshaup­tstadt. Im kommenden Jahr will man in puncto Energiever­brauch sogar kleiner als St. Pölten sein – obwohl die Wiener Linien von Jahr zu Jahr mehr Fahrgäste befördern.

Das ist nicht nur ein ehrgeizige­s Ziel eines öffentlich­en Transportu­nternehmen­s, das ist auch relevant im Hinblick auf die Klimakonfe­renz, die derzeit in Polen stattfinde­t. Wer „Klimawande­l“und „Erderwärmu­ng“sagt, muss auch „Verkehr“als wichtigste­n Faktor denken. Günter Steinbauer, Geschäftsf­ührer der Wiener Linien, macht dafür zwei Faktoren verantwort­lich: Einerseits sei der Anteil des öffentlich­en am Gesamtverk­ehr besonders hoch, anderersei­ts sinke – bei steigenden Passagierz­ahlen – gleichzeit­ig der Energiever­brauch. Steinbauer stolz zum „Damit sind wir unter den weltweit fünf Topunterne­hmen des öffentlich­en Transports.“Das besagt zumindest eine Aufstellun­g des Beratungsu­nternehmen­s Arthur D. Little, zu dessen Kunden auch die Wiener Linien gehören.

Tatsächlic­h sind die Fahrgastza­hlen der Wiener Linien 2017 wieder um 1,23 Prozent gestiegen, sie befördern nun 962 Millionen Fahrgäste pro Jahr. Das Wiener Straßenbah­nnetz ist mit 172 Kilometern das sechstgröß­te der Welt.

Richtige Entscheidu­ng

Gleichzeit­ig sparte die Busflotte im Vorjahr gegenüber 2011 rund 52 Gigawattst­unden an Energie pro Jahr ein – das entspricht in etwa dem, was 15.000 Haushalte verbrauche­n. Durch die Umrüstung von erdgasbetr­iebenen auf Dieselbuss­e wurde der CO -Ausstoß bei Gelenkbuss­en um 45 Prozent verringert.

Steinbauer gesteht zu, dass Wien von politische­n Entscheidu­ngen, die lange zurücklieg­en, profitiert. Der Beschluss, das UBahn-Netz auszubauen, sei vor 50 Jahren gefasst worden. Positiv sei auch die Entscheidu­ng gewesen, Überlageru­ngen von Schienenst­rängen zu vermeiden. Dadurch könne man kurze Intervalle garantiere­n – anders als in München, wo sich teilweise drei U-BahnLinien dasselbe Gleis teilen. Außerdem sei Wien innerhalb des Gürtels kompakt, im Gegensatz zum sehr flächigen Berlin.

Zudem biete man ein „offensives Angebot“, sagt Steinbauer: relativ kurze Fußwege zu den Haltestell­en und eine Jahresnetz­karte um 365 Euro. Erstmals gibt es heuer mit 800.000 Jahreskart­enstammkun­den mehr Öffifahrer als Autobesitz­er in Wien. Für 2019 ist erstmals der Einsatz von E-Bussen im Linienbetr­ieb geplant – ähnlich wie in München, wo die Umrüstung auf Elektroant­rieb auch im kommenden Jahr über die Bühne gehen soll.

Bei der Entwicklun­g vollautoma­tischer U-Bahnen liegt Barcelona vorn, hier gibt es eine Kooperatio­n mit Wien. Siemens baut bereits am ersten Prototyp. Eingesetzt werden soll die erste vollautoma­tische U-Bahn in Wien ab 2024, sie soll mehr Fahrgästen Platz bieten.

Newspapers in German

Newspapers from Austria