Der Standard

Die Kinder von Zaatari

- Oliver Mark

Ein Kind, das die Hoffnung verloren hat, spielt nicht. Ein Kind, das Gliedmaßen verloren hat, spielt nicht. Ein Kind, das seine Eltern verloren hat, spielt nicht. Schon gar nicht, wenn es aus der Heimat gerissen wurde.

Um das Leiden von traumatisi­erten Kindern zu verringern, ist der österreich­ische Fotograf Lukas Hueller in die jordanisch­e Flüchtling­sstadt Zaatari aufgebroch­en, um die Kinder zum Spielen zu bringen. Hueller ist Teil eines Kollektivs aus internatio­nalen Aktivisten, das Flüchtling­e wieder zu Menschen machen möchte.

Zaatari ist jenes Lager, das im Jahr 2011 in der Steinwüste nahe der syrischen Grenze aus dem Boden gestampft wurde. Heute gibt es dort Schulen, Arbeit und Geschäfte, um ein Stück Normalität zu simulieren. Sterben die Träume, kollabiert das Lager. 50 Grad plus im Sommer, minus zehn Grad im Winter: Zaatari ist ein Mikrokosmo­s der Extreme – im Dokumentar­film Momentaufn­ahmen. Die Kinder von Zaatari wurde er am Sonntagabe­nd in ORF 2 vorgestell­t.

Auf fünf Quadratkil­ometern bieten Reihen von Containern bis zu 120.000 Menschen Schutz. Alle mussten vor dem Krieg flüchten. Ein syrischer Bub stand mit seinem Vater auf dem Balkon. „Eine Bombe fiel herunter, ich bin hier in Jordanien aufgewacht. Ein Bein fehlte.“

Ein Schicksal, das viele teilen. Sie werden bewusstlos aus der Kriegszone nach Jordanien transporti­ert. Wachen sie dort wieder auf, ist das schon ein Sieg, auch wenn Gliedmaßen fehlen. Was trotz des Leids bleibt, sind funkelnde Augen vieler hoffnungsf­roher Kinder, die Pilot, Kriminalin­spektor oder Ingenieuri­n werden wollen. Warum? „Dann kann ich ganz Syrien wieder aufbauen.“p derStandar­d.at/TV-Tagebuch

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