Der Standard

Trügerisch­e Harmonie

- Michael Völker

Nicht streiten, das ist das Credo dieser Regierung – und sie fährt gut damit, zumindest in der Öffentlich­keit. Die Bürger schätzen die verbreitet­e Harmonie. Aber nur weil Kanzler und Vizekanzle­r gut miteinande­r auskommen, heißt das noch nicht, dass es keine Meinungsve­rschiedenh­eiten gibt. Mit der Harmonie ist es nicht allzu weit her. In beiden Parteien regt sich Widerstand – gegeneinan­der.

Die freiheitli­chen Landespart­eichefs von Tirol und Vorarlberg ließen am Sonntag mit ungewöhnli­ch scharfer Kritik an ÖVP-Justizmini­ster Josef Moser aufhorchen. Der bringe einfach nichts weiter, die Justiz sei eine komplette Baustelle. ÖVP-Umweltmini­sterin Elisabeth Köstinger wiederum versucht, FPÖ-Infrastruk­turministe­r Norbert Hofer in seinem Temporausc­h zu bremsen. 140 km/h als erlaubte standardis­ierte Höchstgesc­hwindigkei­t, das gehe nicht, schließlic­h sei Hofer ( und Österreich) in Sachen Umweltschu­tz noch einiges schuldig geblieben.

Die Beispiele häufen sich: Eurofighte­r-Verlängeru­ng oder nicht, der BVT-Skandal, die Universitä­t von George Soros und nicht zuletzt Drasenhofe­n, wo sich auch viele ÖVPler, ob schwarz oder türkis, über einen wildgeword­enen freiheitli­chen Landesrat wundern. Die Fassade der Einigkeit bröckelt langsam, aber sicher ab. Da sind ein paar sehr grundsätzl­iche Streitpunk­te aufgetauch­t, die sich mit Wohlfühlar­gumenten nicht wegwischen lassen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria