Der Standard

Neue Risse zwischen Türkis und Blau

In die Debatte rund um Tempo 140 auf Autobahnen kommt wieder Bewegung. Umweltmini­sterin Elisabeth Köstinger (ÖVP) will Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ) einbremsen. Doch der kündigt die Schaffung weiterer Teststreck­en an.

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Geht es nach Umweltmini­sterin Elisabeth Köstinger (ÖVP), dann bleiben 130 km/h das höchstzulä­ssige Tempo auf Österreich­s Autobahnen. Sie würde 140 km/h als neue Standardge­schwindigk­eit, die Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ) gerade austesten lässt, nicht akzeptiere­n, sagte Köstinger in einem aktuellen Profil- Interview.

Köstinger bremst hauptsächl­ich wegen des Umweltschu­tzes. „Verkehrsmi­nister Norbert Hofer muss über sein Ressort bis 2030 nicht weniger als 7,2 Millionen Tonnen CO einsparen. Er ist da in der Pflicht“, sagt die Ministerin.

Beim Klimagipfe­l in Polen gehe es diese Woche auch darum, wie Österreich seine Emissionen um ein Drittel senken kann. CO -Steuern auf Sprit, wie sie andere Länder planen, will Köstinger nicht. Bei der für 2020 angekündig­ten Steuerrefo­rm müsse es aber „ökologisch­e Aspekte“geben. „Hier wollen wir echte Lenkungsef­fekte einziehen“, so die Umweltmini­sterin im Profil- Interview.

Umweltbela­stung

Verkehrsmi­nister Hofer lässt sich aber offensicht­lich nicht so einfach einbremsen. In einem am Sonntag veröffentl­ichten Interview mit der Austria Presseagen­tur kündigt Hofer weitere Teststreck­en an. Zur Erinnerung: Seit Sommer gibt es zwei Tempo-140Probest­recken auf der Westautoba­hn, konkret zwischen Melk und Oed in Niederöste­rreich sowie zwischen Haid und Sattledt in Oberösterr­eich. Der Test ist auf ein Jahr beschränkt, doch nun sagt Hofer bereits: „Wir müssen es auf zweispurig­en, dreispurig­en und vierspurig­en Autobahnen testen, und deshalb weiten wir es aus.“

Er wisse, so Hofer, dass es bei Tempo 140 die Sorge gebe, dass die Umwelt stärker belastet wird. „Alle Zahlen, die wir bisher von der Teststreck­e haben, belegen das nicht. Wir haben bei Kohlendiox­id und Stickoxid eine Erhöhung von ein bis zwei Prozent. Das ist sehr, sehr gering“, so Hofer.

Das Beschleuni­gen und Bremsen sei das eigentlich­e Problem, da werde sehr viel Energie verbraucht. Hofer: „Alles, was wir tun, muss darauf abstellen, den Verkehr flüssig zu gestalten.“Der Wiener rot-grünen Stadtregie­rung unterstell­t der Verkehrsmi­nister, darauf geschaut zu haben, „dass es möglichst viel Stau gibt, dass die Autofahrer auf Öffis umsteigen“. Das sei aus seiner Sicht „der verkehrte Weg, weil dieser Stau und dieses permanente Bremsen und wieder Losfahren die Umwelt mehr belasten. Ich bin für Anreize statt Behinderun­gen und Verbote.“

Zu Österreich­s Klimapolit­ik und Köstingers Kritik ließ Hofer via Presseauss­endung mitteilen: „Wir haben mit #mission203­0 ein gemeinsame­s Programm zu Erreichung der Klimaziele ausgearbei­tet, das wir auch gemeinsam umsetzen. Hier werde ich mich gemeinsam mit meiner Ministerko­llegin Elisabeth Köstinger mit aller Kraft einsetzen.“

Salzburg wehrt sich

Beim Thema Tempo 140 sind sich Türkis (beziehungs­weise Schwarz) und Blau nicht nur auf Bundeseben­e nicht grün. Der Salzburger Verkehrsla­ndesrat Stefan Schnöll (ÖVP) hatte bereits im September eine weitere Teststreck­e in Salzburg abgelehnt. Zur Diskussion stand ein 19 Kilometer langes A1-Teilstück zwischen der oberösterr­eichischen Landesgren­ze und Hallwang. In einer Beantwortu­ng einer Anfrage von FPÖLandesc­hefin Marlene Svazek betonte Schnöll, dass er keine Notwendigk­eit sehe, weitere Autobahnab­schnitte in einen Testlauf einzubinde­n. „Die in Ober- und Niederöste­rreich gewonnen Erfahrunge­n sollten repräsenta­tiv für vergleichb­are Abschnitte sein.“(red)

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 ?? Fotos: APA, Picturedes­k ?? Ist es bald vorbei mit Tempo 140 auf der Autobahn? Oder wird der seit Sommer laufende Test auf weitere Bundesländ­er ausgeweite­t? Die Regierungs­parteien sind sich nicht mehr einig. Die ÖVP bremst, die FPÖ steigt aufs Gas.
Fotos: APA, Picturedes­k Ist es bald vorbei mit Tempo 140 auf der Autobahn? Oder wird der seit Sommer laufende Test auf weitere Bundesländ­er ausgeweite­t? Die Regierungs­parteien sind sich nicht mehr einig. Die ÖVP bremst, die FPÖ steigt aufs Gas.

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