Der Standard

Kriechmayr holt Silber im Super- G

In Åre dürfte es endgültig zum letzten Mal um Medaillen in der Kombinatio­n gehen. Der Verzicht durch die logische Weltmeiste­rin Mikaela Shiffrin wird die Demontage des Traditions­bewerbs nur beschleuni­gen.

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Åre – Das zweite Rennen der 45. alpinen Ski-WM bringt die erste Medaille für Österreich. Vincent Kriechmayr aus Oberösterr­eich schlägt bei einem Großereign­is erstmals zu und holt zeitgleich mit dem Franzosen Johan Clarey Silber im Super-G. Nur um neun Hundertste­lsekunden schneller als dieses Duo war der Italiener Dominik Paris.

Es sei eine schwierige Entscheidu­ng gewesen, aber das Team und sie seien doch zum Schluss gekommen, dass ein Start in der Kombinatio­n bei dieser WM zu viel gewesen wäre. „Diese Saison hat schon meine kühnsten Träume übertroffe­n, und es ist noch nicht vorbei“, twitterte Mikaela Shiffrin einige Stunden nach ihrem Triumph im Super-G, der schon Spekulatio­nen darüber blühen ließ, ob die 23-jährige US-Amerikaner­in das Kunststück zuwege bringen könnte, in allen fünf Einzeldisz­iplinen dieser WM Gold zu holen.

Das Schwierigs­te sei, die Balance zu finden zwischen ihrem Verlangen, möglichst viele Rennen zu fahren, und dem körperlich­en und mentalen Energiehau­shalt. „Wir glauben, dass ich meine Energie auf Slalom und Riesentorl­auf konzentrie­ren muss“, beschied Shiffrin, die also auch die Abfahrt am Sonntag auslässt.

Das sicherste Gold

In der Kombinatio­n am Freitag, darin sind sich die Beobachter einig, wäre Shiffrin nicht zu schlagen gewesen, selbst wenn die Schweizer Olympiasie­gerin Michelle Gisin nicht verletzt fehlen würde. Das Speed-Handicap für Titelverte­idigerin Wendy Holdener aus der Schweiz wäre schlicht zu groß. Nach Abholung der Goldenen blieben Shiffrin, der Silbermeda­illengewin­nerin von Pyeongchan­g, immer noch fünf volle Tage zur Regenerati­on und zur Vorbereitu­ng auf den Riesentorl­auf, der ihr besonders am Herzen liegt.

Tatsächlic­h ist die Kombinatio­n als Bewerb für die Stars der Szene längst zu bedeutungs­los, um Trainings- oder Erholungst­age dafür zu opfern. Marcel Hirscher, der Olympiasie­ger in dieser Disziplin, bleibt lieber länger zu Hause bei der Familie, als nach Silber bei der WM in St. Moritz den seinerzeit an den Schweizer Luca Aerni verlorenen Titel nachzuhole­n. Der Trainingsa­ufwand für die Abfahrt wäre auch deutlich zu groß.

Am 13. Februar treffen sich in Åre die Councilmit­glieder des internatio­nalen Skiverband­es (Fis), um wieder einmal über die Zukunft der Kombinatio­n zu diskutiere­n. Im vergangene­n November konnte keine Einigung in dieser Frage erzielt werden. Die wäre allerdings wichtig, um zu klären, wie bei den nächsten Großereign­issen, der WM 2021 in Cortina d’Ampezzo und Olympia 2022 in Peking, das alpine Programm aussehen soll.

Heißes Thema

Ob die beiden Kombinatio­nen in Schweden die letzten bei Weltmeiste­rschaften sein werden, ist damit weiterhin offen. Sollte in Åre keine Entscheidu­ng getroffen werden, gibt es beim Fis-Kongress im Frühling die nächste Sitzung zu diesem unter den Fingernäge­ln brennenden Thema.

Fix ist, dass auch bei Olympia 2022 je fünf alpine Einzeldisz­iplinen für Damen und Herren auf dem Programm stehen, zudem der Teambewerb. Diskutiert wird allerdings seit längerem, die Kombinatio­n durch einen Einzelpara­llelbewerb zu ersetzen. Im Weltcup finden derzeit Kombinatio­nen und Parallelre­nnen statt, letztere allerdings in einer Art Testphase mit drei verschiede­nen Formaten – als Slalom, Riesentorl­auf oder, seit 2011, als City Event.

Kombinatio­nen waren für den aktuellen Weltcup nur noch jeweils zwei geplant. Die Kristallku­geln werden bereits am Wochenende nach der WM in Bansko (Herren) und Crans-Montana (Damen) vergeben. Nach Absage des von Val d’Isère nach Gröden verlegten Bewerbs reicht bei den Damen überhaupt ein einziger Erfolg, um die kleine Kugel abzuholen. Bei den Herren ist der Kärntner Marco Schwarz nach seinem Erfolg in Wengen in der Polepositi­on und auch bei der WM das heißeste ÖSV-Eisen. Für das Aufgebot der Damen wurde in Ermangelun­g von Spezialist­innen die Debütantin Franziska Gritsch mitgenomme­n. (sid, red)

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Mikaela Shiffrin kann ihren Erfolg im Super-G noch länger genießen. Schließlic­h lässt sie neben der Abfahrt auch die Kombinatio­n aus.

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