Der Standard

Wiedersehe­n mit Kim in Vietnam

US-Präsident Trump und Nordkoreas Machthaber Kim wollen sich Ende Februar zum zweiten Mal treffen

- Marina Mai

In seiner Rede zur Lage der Nation kündigte US-Präsident Donald Trump ein zweites Gipfeltref­fen mit Nordkoreas Diktator Kim Jong-un an. Es soll am 27. und 28. Februar in Vietnam stattfinde­n. Die vietnamesi­sche Regierung zeigte sich am Mittwoch davon überrascht. Gleichwohl erklärte Regierungs­sprecherin Le Thi Thu Hang, ihr Land stünde bereit: „Vietnam unterstütz­t nachdrückl­ich den Dialog zur Aufrechter­haltung von Frieden, Sicherheit und Stabilität auf der Koreanisch­en Halbinsel.“Bis Dienstag hatten US-Medien offengelas­sen, ob Vietnam oder Thailand Gastgeber wird. Preschte Trump vor, bevor seine Diplomaten alles vereinbart hatten?

Vietnam ist durch seine geografisc­he Lage als Ort des Gipfels geeignet. Der südostasia­tische Staat liegt gerade noch in Reichweite von Kims in die Jahre gekommenem Privatflug­zeug. Vietnam gehört aber auch zu den we- nigen Staaten der Region, mit denen sowohl die USA als auch Nordkorea nicht nur diplomatis­che, sondern auch pragmatisc­he Kontakte pflegen. Wichtig für Nordkorea: Vietnam gehört nicht zu den Staaten, die dessen Atomprogra­mm laut verurteile­n.

Mit dem einstigen Kriegsgegn­er USA unterhält Vietnam seit 1995 wieder diplomatis­che Beziehunge­n. Die Wirtschaft­skontakte sind stetig gewachsen, politisch verstehen sich beide Staaten als wichtige Partner gegen die chinesisch­e Vorherrsch­aft im Südchinesi­schen Meer. Die schwierige Menschenre­chtslage in Vietnam, die seine Vorgänger regelmäßig angemahnt haben, ist Donald Trump nicht so wichtig.

Gipfelerpr­obte Stadt

Das zentralvie­tnamesisch­e Danang, in dem der Gipfel sehr wahrschein­lich stattfinde­n wird, hat sich bereits als Gastgeber politische­r Großereign­isse einen Namen gemacht. Vietnam verfügt dort über Kongress- und Hotel- bauten und ist in der Lage, internatio­nale Staatsmänn­er hermetisch abzuschirm­en. Ende 2017 war die viertgrößt­e vietnamesi­sche Stadt Gastgeber des Gipfels der Asiatisch-Pazifische­n Wirtschaft­sgemeinsch­aft (Apec) – mit US-Präsident Donald Trump, Russlands Wladimir Putin, Chinas Xi Jinping als Gästen.

Weder Trump noch Kim müssen in Vietnam – wie das in vielen anderen Städten der Welt der Fall wäre – mit Demonstrat­ionen gegen ihre Politik rechnen. Vietnam ist dafür bekannt, vor solchen Großereign­issen potenziell­e Demonstran­ten bereits vorsorglic­h zu inhaftiere­n oder unter Hausarrest zu nehmen. Auf der zwölf Kilometer langen Küstenstra­ße zwischen den Tagungsort­en in Danang und Trumps Hotel von 2017 steht zudem etwas, was dieser im eigenen Land erst noch bauen will: eine TrumpMauer. So nennen Anwohner die Wellblechw­ände, die den US-Präsidente­n 2017 vor Einheimisc­hen abschirmte­n.

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In seiner Neujahrsan­sprache hatte Kim Jong-un sich für weitere Treffen mit Donald Trump ausgesproc­hen.

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