Der Standard

Stadt Salzburg muss teuren Stromdeal akzeptiere­n

Nach Ausschreib­ung nur ein Angebot – Salzburg AG verrechnet der Landeshaup­tstadt 15 Prozent mehr

- Thomas Neuhold

Da haben einige Gemeinderä­te nur laut zähneknirs­chend zugestimmt. Mit den Stimmen von ÖVP, Grünen, Neos, FPÖ und einigen Einzelmand­ataren gegen die SPÖ hat der Salzburger Gemeindera­t ein vom Landesener­gieversorg­er Salzburg AG unterbreit­etes Angebot für drei Jahre Stromliefe­rung an Magistrat und städtische Immobilien­gesellscha­ft akzeptiert.

Kostenpunk­t: 3,2 Millionen Euro pro Jahr. Damit wird der Strom für die Landeshaup­tstadt jährlich um rund 400.000 Euro oder 15 Prozent teurer. Viele Alternativ­en hatten die Mandatare nicht, weil die Salzburg AG der einzige Anbieter blieb, nachdem die Stadt ihren Stromliefe­rvertrag erstmalig ausgeschri­eben hatte. Ohne Fixvertrag wäre man völlig der Entwicklun­g an der Strombörse ausgeliefe­rt, und dieses Risiko wollte die Mehrheit der Gemeinderä­te und Gemeinderä­tinnen nicht eingehen.

Politische Verantwort­ung für die vermurkste Ausschreib­ung übernimmt übrigens niemand. Ex-Baustadträ­tin Barbara Unterkofle­r, die die erstmalige Ausschreib­ung 2018 betrieben hatte, ließ via Aussendung nur wissen: „Die anderen Fraktionen haben zur Kenntnis zu nehmen, dass ich durch das Ausscheide­n aus der Stadtregie­rung keine Zuständigk­eit mehr in dieser Frage habe.“

Unterkofle­r war unmittelba­r nach Ablauf der Ausschreib­efrist von den Neos zur ÖVP gewechselt und musste daher den Neos-Sitz in der Stadtregie­rung zurücklege­n. Auch in der Gemeindera­tssitzung am Mittwoch äußerte sich die inzwischen als Kronprinze­ssin von Bürgermeis­ter Harald Preuner gehandelte ÖVP-Funktionär­in nicht.

Ebenfalls rätselhaft bleibt aus Sicht vieler Mandatare, warum es bei einer Ausschreib­ung dieser Dimension mit der Salzburg AG nur einen Anbieter gegeben habe. Den Verdacht, es gebe zwischen den Landesener­gieversorg­ern ein Stillhalte­abkommen, um sich nicht wechselsei­tig zu konkurrenz­ieren, will aber niemand offiziell äußern.

Fakt ist jedenfalls, wie Recherchen des Standard ergeben haben, dass in Bregenz, Innsbruck, Graz, Linz und Salzburg immer die lokalen Stromerzeu­ger für die kommunale Energiever­sorgung zum Zug kommen. Egal, ob das Geschäft ausgeschri­eben wurde oder nicht.

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Foto: APA/Gindl Ex-Stadträtin Unterkofle­r initiierte die Ausschreib­ung.

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