Der Standard

Zum Kaffee ein Donald

- Ljubiša Tošić

Wer drei Stunden nach Mitternach­t noch im Traumland weilte und die State-of-the-UnionRede von Donald Trump verpasste, ist einige Stunden später beim deutschspr­achigen Früh-TV gut aufgehoben. Während bei Guten Morgen Österreich (ORF) zwei Herren mit verwegenen Hütchen bekennen, dass sie schon vor Faschingsb­eginn in närrischer Stimmung sind, schüttelt Trump im ZDF Hände.

Trump spricht im Kongress, es sitzt ihm Nancy Pelosi im Nacken. Die Demokratin, Chefin des Hauses, in dem Donalds Republikan­er die Mehrheit verloren haben, schenkt dem unglaubwür­dig Blonden sogar Standing Ovations, so er zu Kompromiss­en aufruft.

Derweil offenbart der Faschingsp­rinz von Vorchdorf im guten ORF-Morgen schier Ungeheures: Es sei in seiner Gegend eigentlich das ganze Jahr Fasching. Sein Talk bleibt politikfre­i, im Deutschlan­d-TV aber geht es über zur Analyse: Die Korrespond­entin entdeckte nichts Neues in der Rede, außer eine kalkuliert­e Überraschu­ng in Form des angekündig­ten Treffens zwischen Trump und Kim Jong-un, die einander angeblich sehr mögen.

Bevor sich Guten Morgen Österreich dem Thema Fasten widmet, dann aber doch Trump. Die erste Tages- ZiB bringt nun schon bekannte Bilder: Trump schüttelt Hände, Frau Pelosi überwacht. Trump prognostiz­iert, er würde seine Mauer schon noch bauen, Hannelore Veit analysiert: Die Rede sei lustlos, frei von Neuheiten.

Was zu zeigen war: Der ORF pflegt ein anderes Morgenkonz­ept als der Nachbar. Politik ist ausgelager­t, ARD/ZDF hingegen mixen Politik mit anderen Themen. Was ist besser? Alles Geschmacks­sache? Ihre Meinung wäre uns wichtig! p derStandar­d.at/TV-Tagebuch

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