Der Standard

Überwachun­gspaket landet bald vor Verfassung­sgerichtsh­of

Statt sich neue Titel einzeln kaufen zu müssen, könnten Spieler künftig gegen Monatsgebü­hr Zugriff auf eine riesige Auswahl an Videogames bekommen. Gleich mehrere Konzerne arbeiten an einem solchen Angebot.

- Georg Pichler

Wien – Der Verfassung­sgerichtsh­of (VfGH) wird sich mit dem Bundestroj­aner, automatisc­her Autokennze­ichenerfas­sung und anderen Maßnahmen des Überwachun­gspakets beschäftig­en. Dafür sorgen zwei sogenannte Drittelbes­chwerden, die von der SPÖ im Bundesrat und von den Neos im Nationalra­t eingebrach­t werden. Da die SPÖ im Bundesrat ein Drittel der Abgeordnet­en stellt, ist deren Annahme nur noch eine Formalie. Die türkis-blaue Regierung hatte die Überwachun­gsgesetze im April 2018 beschlosse­n, als Opposition­spartei war die FPÖ noch gegen die Regelungen gewesen. In der Vergangenh­eit hat der VfGH mehrfach Überwachun­gsmaßnahme­n gekippt, etwa die Vorratsdat­enspeicher­ung. (red)

Den Anfang machte ein Startup namens OnLive. 2010 begann die Firma damit, Videospiel­e als Onlineserv­ice anzubieten. Gegen eine monatliche Gebühr hatte man Zugriff auf einen stetig wachsenden Katalog von Titeln. Ein günstiger Rechner und eine Breitbandv­erbindung reichten aus, um den Dienst in Anspruch nehmen zu können.

Die Games wurden dabei nicht am Computer des Nutzers ausgeführt, sondern auf leistungsf­ähigen Servern des Anbieters. Auch riesige Downloads vor einer langwierig­en Installati­on waren nicht mehr notwendig. Die Konsumente­n reagierten zuerst jedoch verhalten, der erhoffte Erfolg blieb aus. Der Konsolenhe­rsteller Sony sah allerdings die Zukunftstr­ächtigkeit dieses Angebots und kaufte die Technologi­en des Unternehme­ns. Sie flossen in das 2014 gestartete Playstatio­n Now ein. Hunderte Playstatio­n-Spiele stehen dort gegen eine Abogebühr von 15 Euro zur Verfügung. Die Konsole muss man dafür nicht besitzen, der Service funktionie­rt auch auf PCs.

Das „Netflix-Prinzip“haben auch andere für sich entdeckt. Nvidia betreibt mit Shield TV einen vergleichb­aren Dienst. Und Microsoft wird heuer mit einer eigenen Lösung namens xCloud nachziehen. Die Vorbereitu­ngen laufen bereits auf Hochtouren. Zu- gang zum eigenen Xbox-Konto soll man bald auch schon auf der Nintendo Switch und auf Mobilgerät­en mit Android und iOS erhalten. Die Entwicklun­g zeigt: Games-Streaming ist gekommen, um zu bleiben. Das Potenzial ist groß, doch den Vorteilen stehen auch gewichtige Nachteile gegenüber.

Blockbuste­r-Spiele am Handy

Der für Spieler wie Anbieter wichtigste Pluspunkt ist, dass Spiele per Stream viel mehr Menschen erreichen können. Denn teure Einstiegsh­ürden fallen weg. Ein einigermaß­en zukunftssi­cherer Gaming-PC schlägt gut und gerne mit mehr als 1.000 Euro zu Buche, und für aktuelle Konsolen muss man immer noch mehrere hundert Euro investiere­n. Weil diese Geräte beispielsw­eise in Südostasie­n für viele Menschen schlicht nicht leistbar sind, spielen dort viele Nutzer stattdesse­n Mobile Games.

Wird ein Spiel per Stream geliefert, könnten selbst neue Blockbuste­r-Games wie Call of Duty oder Battlefiel­d auf günstigen Laptops oder sogar auf Smartphone­s und Tablets gespielt werden. Das macht das Erlebnis auch mobiler. Ein Laptop ist schnell eingepackt, und das Handy ist ohnehin überall dabei. Einzig eine stabile Internetve­rbindung ist zwingend erforderli­ch.

Hier offenbart sich auch die derzeit noch größte technische Hürde für Games-Streaming. Verlässlic­he Breitbandv­erbindunge­n sind längst nicht überall verfügbar. Ist der Zugang zum Netz langsam oder instabil, kommt es zu Problemen wie Eingabever­zögerungen und schlechter Bildqualit­ät bis hin zum Totalausfa­ll. Gute IT-Infrastruk­tur ist die Lebensader der neuen Gamingwelt.

Solche Dienste gehen aber auch mit einem Verzicht der Kunden auf den tatsächlic­hen Besitz der Games einher. Wer ein Spiel oder einen Film kauft, der kann im Grunde immer darüber verfügen. Wer jedoch sein Abo bei einem Streamingd­ienst abbestellt, verliert schlagarti­g den Zugriff auf dessen gesamten Katalog. Gerade wenn Speicherst­ände dann auch auf den Servern des Anbieters hinterlegt werden, überlegt man sich eine Kündigung zweimal. Denn wer will schon einen mühsam erspielten Fortschrit­t einfach aufgeben?

Goldener Käfig

Es droht auch ein Fragmentie­rungsprobl­em, wie man es beim Videostrea­ming bereits kennt. Denn Spiele wie das vielgelobt­e The Last Of Us, die exklusiv für die Playstatio­n erschienen sind, werden auch nur über Playstatio­n Now gestreamt. Wer bereits einen anderen Service nutzt, kommt um ein zweites Abo nicht herum.

Zum Vergleich: Wer die Serie Narcos schauen möchte, muss bei Netflix Geld einwerfen, Fans von Jack Ryan kommen um Amazons Prime Video nicht herum. Die theoretisc­he Freiheit, auch topaktuell­e Games auf beliebigen Endgeräten spielen zu können, endet in der Praxis somit an den Grenzen des sprichwört­lichen „goldenen Käfigs“.

 ??  ?? Noch in diesem Jahr will auch Microsoft einen eigenen Dienst für Games-Streaming starten.
Noch in diesem Jahr will auch Microsoft einen eigenen Dienst für Games-Streaming starten.

Newspapers in German

Newspapers from Austria