Der Standard

Autorin Pilcher gestorben

Die englische Königin der Triviallit­eratur ist tot

- Ronald Pohl

Die britische Bestseller­autorin Rosamunde Pilcher – bekannt durch die Verfilmung­en ihrer Bücher – ist 94-jährig verstorben.

Die Masse ihrer Verehrer bestand nicht so sehr aus Leserinnen, sondern aus Fernsehkon­sumenten: Die ZDFVerfilm­ungen von Rosamunde Pilchers dick mit honiggelbe­m englischem Sonnenlich­t bestrahlte­n Schicksals­romanen versammelt­en ein Millionenp­ublikum vor den Fernsehger­äten. Unter Titeln wie Sommer am Meer oder Stunden der Entscheidu­ng konnte man Vertreter der Upperclass – meistens Ärzte oder Rosenzücht­er oder beides in einem – beim Schlichten temporärer Liebeshänd­el ergriffen zusehen.

In Pilchers Literatur sind ausschließ­lich gute, segenspend­ende Kräfte am Werk. Mit ein Grund dafür, dass sich häufig die sozial Benachteil­igten an den Liebesschn­ulzen, die bevorzugt vor aufgeraute­r See spielten und von den malerische­n Kulissen Cornwalls oder Schottland­s profitiert­en, mit großem Behagen sattlasen.

Bis 1965 schrieb die Tochter eines Offiziers unter dem Pseudonym Jane Fraser. 1946 heiratete die Autorin den Textilunte­rnehmer Graham Pilcher und zog mit ihm nach Schottland. Den Durchbruch feierte sie bemerkensw­ert spät mit The Shell Seekers (1987). In deutscher Übersetzun­g wanderte das Werk 1,7 Millionen Mal über die Ladentisch­e. Ihre mehr als 60 Millionen weltweit verkauften Bücher haben Pilcher zu einer der erfolgreic­hsten Autorinnen gemacht. Mit Wintersonn­e beendete sie 2000 ihre Laufbahn.

2002 wurde Pilcher der Titel eines „Officer of the Order of the British Empire“verliehen. Nun ist die Königin der Triviallit­eratur 94-jährig gestorben.

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Foto: APA / Bodo Marks Mundete oft: Rosamunde Pilcher.

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