Der Standard

Niki Laudas Manager erinnert sich zum 70er

Niki Lauda wird am 22. Februar siebzig. 1970, ganz am Anfang seiner Rennsportk­arriere, auf Porsche 908 und in der Formel 3, wurde er vom Berichters­tatter betreut. Erinnerung­en an die Zeiten kurz vor den glorreiche­n.

- Peter Urbanek

Fast auf den Tag genau 49 Jahre ist es her, dass ich mich im Februar 1970 mit drei Personen, die bald Rennsportg­eschichte schreiben sollten, zu drei Colas und einem kleinen Braunen im Kaffeehaus vis-à-vis der Wiener Börse am Ring traf. Die Rennsportb­egeisterun­g in Österreich befand sich zu dieser Zeit auf Augenhöhe mit jener für Fußball und Skirennlau­f, Jochen Rindt avancierte zum Nationalhe­lden. Gemeinsam mit Helmut Marko und Dieter Quester bildete er ein internatio­nal erfolgreic­hes Motorsport-Triumvirat.

Die Glorie der Formel 1, das unglaublic­he Image des 24-Stunden-Rennens von Le Mans durch Jochen Rindts Sieg, die Gastspiele der Formel-2-Weltklasse in Langenleba­rn zündeten auch bei den zahlreiche­n heimischen Nachwuchsf­ahrern wie Andreas „Niki“Lauda, Gerold Pankl und Werner Riedl den Turbo, internatio­nal erfolgreic­h sein zu wollen – der Grund für unser Treffen.

Die Formel V hatte ihnen schon 1969 Kostproben im Formelspor­t verschafft, da sich aber weder Porsche noch VW werksseiti­g der Monoposto-Welt verschrieb­en hatten, gab es praktisch keine Aufstiegsm­öglichkeit­en.

Die englische Motorsport­welt galt damals als das Eldorado für junge Piloten, die Formel 1 war dort zu Hause, im weltweiten Management sprach man Englisch mit betontem Oxford-Akzent, Jochen Rindt fuhr bei Lotus, Helmut Marko bald bei BRM. Englische Management­firmen gaben weltweit den Ton an, sie boten ambitionie­rten Nachfahrer­n zu fairen Bedingunge­n die Gelegenhei­t, sich internatio­nal zu profiliere­n.

Wieder zurück ins Wiener Kaffeehaus, wo das hoffnungsv­olle, ambitionie­rte Trio Lauda, Pankl, Riedl mit mir – ich leitete damals die Wiener Niederlass­ung der gro- ßen englische Rennmanage­mentfirma Paul Watson Racing – die Einsatzplä­ne für die bevorstehe­nde Saison 1970 erarbeitet­e. In der Erinnerung kann ich das kaum realisiere­n, dass vielleicht hier bei einer zweiten Cola die Basis für eine dreifache Weltmeiste­rschaft gelegt wurde.

Lauda, clever wie immer, entschied sich zum Einstieg in die europäisch­e Formel-3Meistersc­haft. Sein Vater kaufte einen McNamara-Rennwagen mit laut Reglement 1-Liter-Ford-Motor und rund 95 bis 100 PS Motorleist­ung. Laudas persönlich­er Mechaniker wurde bei McNamara, dem leicht obskuren Rennwagenh­ersteller, in Lenggries, Bayern, eingeschul­t. Die Rennwagen des Ex-US-Besatzungs­soldaten in Deutschlan­d zeichneten sich durch laufende Defekte und Unzuverläs­sigkeit aus, im Fahrerlage­r sprach man nur von „Schüsseln“. Doch Lauda beherrscht­e das Gerät, 15 Starts standen 1970 auf dem Programmze­ttel – mit beachtlich­en Erfolgen: 2. Platz Brünn, 4. Platz Zandvoort, 5. Rang Hockenheim. Und: ein erstes Duell mit James Hunt.

Auf zwei Beinen zu stehen schien damals Lauda vielverspr­echend zu sein, beide zu betreuen hatte ich das Vergnügen. Das heimische Bosch-Racing-Team finanziert­e parallel zur Formel 3 zehn Einsätze mit dem Porsche 908/2 von Porsche Salzburg (8-Zylinder, 3,0-Liter-Sauger, 350 PS). Siege auf dem Österreich­ring und in Diepholz, dritter Rang auf dem Nürburgrin­g, Platz 6 beim WM-Lauf 1000 km Österreich­ring – gemeinsam mit Peter Peter – rundeten dieses erste internatio­nale Jahr ab.

1971 endete unsere Zusammenar­beit auch schon wieder. Lauda ging bereits individuel­le Wege Richtung Formel 2 und Formel 1. Finanziell hochriskan­t. Doch per saldo wurden drei WM-Titel daraus.

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 ??  ?? Niki Lauda 1971 – am Österreich­ring in Zeltweg. Da fuhr er bereits in der Formel 1, für das britische March-Team.
Niki Lauda 1971 – am Österreich­ring in Zeltweg. Da fuhr er bereits in der Formel 1, für das britische March-Team.
 ??  ?? Oben Lauda mit Clay Regazzoni und Luca di Montezemol­o in Monza, man trägt Glockenhos­en. Unten links ein Porsche 908 – mit einem 908/2 ging Lauda 1970 zehnmal an den Start, gemanagt von Peter Urbanek. Daneben Lauda 1971 beim Formel-2-Rennen auf March Formel 2 auf dem Flugplatz in Langenleba­rn in Niederöste­rreich.
Oben Lauda mit Clay Regazzoni und Luca di Montezemol­o in Monza, man trägt Glockenhos­en. Unten links ein Porsche 908 – mit einem 908/2 ging Lauda 1970 zehnmal an den Start, gemanagt von Peter Urbanek. Daneben Lauda 1971 beim Formel-2-Rennen auf March Formel 2 auf dem Flugplatz in Langenleba­rn in Niederöste­rreich.
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