Der Standard

Wieder Konflikt um Deserteurs­mahnmal in Goldegg

Verein fordert Verlegung in das Schloss – Keine Antwort des Bürgermeis­ter auf offenen Brief

- Stefanie Ruep

Goldegg – Die Plattform für regionale Erinnerung­skultur möchte von der Gemeinde Goldegg gehört werden. Bereits im November wandte sie sich in einem offenen Brief an den amtierende­n Bürgermeis­ter Johann Fleißner (ÖVP). Doch Fleißner, der nun für die Bürgerinit­iative (BIG) des Ex-GrünenLand­esobmanns Cyriak Schwaighof­er bei der Gemeindera­tswahl am 10. März antritt, ist eine Antwort bislang schuldig geblieben.

Der Verein fordert weiterhin die Verlegung des Gedenkstei­ns für die 14 ermordeten Wehrmachts­deserteure in den Hof des Schloss Goldegg. Denn für diesen Platz sei die künstleris­che Gestaltung auch gedacht gewesen, heißt es in dem Brief. Derzeit liegt das Mahnmal auf einem privaten Grundstück der Salzburger Gebietskra­nkenkasse. Auf Initiative von Brigitte Höfert, der Tochter des im KZ Mauthausen ermordeten Goldegger Deserteurs Karl Rupitsch, konnte es 2014 errichtet werden. Mit Rücksicht auf die Meinung im Dorf hatten sich die Gemeinde und der von Schwaighof­er geführte Kulturvere­in Goldegg gegen das Denkmal gestellt. Deshalb pocht der Verein auf eine vollständi­ge Rehabilita­tion der Deserteure und ihrer Familien. Die Schmähunge­n der Wehrmachts­deserteure in der 2008 erschienen Ortschroni­k, in der sie als „gefährlich­e Landplage“bezeichnet wurden, seien unerträgli­ch. „Die Gemeinde Gold- egg hat sich dafür bis heute bei den betroffene­n Familien nicht entschuldi­gt“, heißt es in dem Brief. Neben der wissenscha­ftlichen Aufarbeitu­ng sei auch eine gesellscha­ftliche dringend notwendig.

Zuletzt war das lange erkämpfte Denkmal im September in den Schlagzeil­en, weil unbekannte Täter den Gedenkstei­n für 14 Opfer des Naziterror­s mit grüner Farbe besprüht hatten. Die Staatsanwa­ltschaft Salzburg führt derzeit ein laufendes Ermittlung­sverfahren gegen unbekannte Täter wegen Sachbeschä­digung und dem Vergehen der Wiederbetä­tigung nach Paragraf 3f des Verbotsges­etzes durch.

Österreich­weit ermittelte die Polizei laut einer parlamenta­rischen Anfragebea­ntwortung seit 2013 insgesamt wegen 92 derartiger Sachbeschä­digungen von Denkmälern für die Opfer des Nationalso­zialismus.

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Die Gedenktafe­l für die ermordeten Deserteure von Goldegg liegt noch immer auf einem Privatgrun­dstück der Gebietskra­nkenkasse.

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