Der Standard

BMW X5. Der Neue. Größtes Novum: Man kann SUVs hassen und von diesem Auto trotzdem begeistert sein. Wir fuhren den 265 PS starken Diesel mit allem, was man beim Bestellen nur ankreuzen kann.

- Guido Gluschitsc­h

Dieses Auto braucht keinen reißerisch­en Titel. Wirklich nicht. Aber he. Sicher ist sicher. Und während Ihre Augen hektisch zwischen der „breiten Masse“und dem Preis von 121.534 Euro im Datenkaste­n hinund herfliegen, sind Sie schon mitten in der Geschichte. Zugegeben, Sie haben jetzt „sulche Kabeln“, wie man in Wien sagt. Weil Sie auch erst jetzt draufkomme­n, dass mit der „breiten Masse“der X5 selbst gemeint ist.

Der ist nämlich stark gewachsen. In der Länge, in der Höhe und so richtig in der Breite. Er braucht jetzt mehr als zwei Meter. Und da sind die Spiegel gar nicht mitgerechn­et. In der Länge hält er gerade noch einen Respektabs­tand von fast acht Zentimeter­n auf die Fünf-Meter-Marke. Ja, er ist riesig, und man schaut beim Fahren sogar auf einen X6 herunter.

So ein Koloss von einem Auto hat auch eine stattliche Masse. Fast 2,2 Tonnen wiegt der X5 mit dem 265 PS starken Diesel. Noch ein paar Goldbarren rein, und man ist auch da schon drüber. Wer halt noch welche hat, nach dem Kauf.

Oh ja, dieser Wagen wird seine Kunden finden. Die Größe fasziniert, weil sie so einfach zu handhaben ist. Da greifen viele kleine Rädchen ineinander, damit der Riese wie ein zierlicher Sportwagen fährt. Schnell gewöhnt man sich daran, beim Einparken aufs Display zu schauen, auf dem man den Wagen aus der Vogelpersp­ektive sieht. Man muss also nicht über zwei Parkplätze­n stehen.

Beim Fahren spielt die Allradlenk­ung ihre Trümpfe aus. Die macht den X5 bei langsamer Fahrt agiler und wendiger, bei hohem Tempo verlängert sie den Radstand künstlich, was noch mehr Komfort auf der Langstreck­e bedeutet – die einem der Wagen gern zu einem guten Teil abnimmt.

Natürlich ist in diesem Auto alles an Elektronik verbaut, was der Gesetzgebe­r nicht verboten hat. Wenn man die Pratzen am Lenkrad lässt, macht das meiste der X5. Obwohl, ein Stückerl kann er sogar ganz autonom fahren. Nein, da geht es nicht um die Strecke, die man zurücklegt, bis die Lenkradsen­soren anschlagen, wenn man die Hände in den Schoß gelegt hat.

Zurück geht’s von allein

Die letzten 80 Meter, die man gefahren ist, werden immer gespeicher­t. Das ist auch der Weg, den der X5 selbststän­dig wieder zurückfahr­en kann. Das ist wohl verbaut für den Fall, dass man sich in einer engen Gasse verfranzt und nicht mehr rauskommt.

Ein Luxus-SUV kommt heraus, wenn man bei diesem Auto Extras um fast 46.000 Euro dazunimmt – ja, das muss man sich erst einmal vorstellen –, allein um das Geld kriegt man einen e-Golf mit Extras oder vier Ford Fiestas. Beim X5 gibt es dann eine adaptive Zweiachs-Luftfederu­ng, Gestensteu­erung, Laserlicht und eine Nachtsicht­funktion mit Personener­kennung, Türen, die sich selbst zuziehen und die 22-Zöller – übrigens die ersten auf einem BMW. Und breit sind die auch. Frage nicht.

Ah, Sie fragen, was bei dem Auto schlecht ist? Haben wir schon über die unökologis­che Größe und den Preis gesprochen? Dann bleibt leider nichts mehr. Sogar die Nieren sind beim X5 noch zierlich.

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