Der Standard

Frauen in Gefahr

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Wie soll man da noch glauben? Der „Kurier“hilft einem nicht wirklich bei der Beantwortu­ng dieser Frage. Eine Ex-Nonne aus Bregenz musste kommen, um Papst Benedikt und Papst Franziskus auf das Missbrauch­sthema aufmerksam zu machen, berichtete er am Donnerstag. Dabei wäre das gar nicht nötig gewesen, es haben ohnehin alle gewusst. Auf dem Rückflug von Abu Dhabi nach Rom sagte Franziskus mitfliegen­den Journalist­en: „Es stimmt, es ist ein Problem. Ich weiß, dass Priester und auch Bischöfe das getan haben. Und ich glaube, es wird immer noch getan“, bekannte der Papst und gewährte wenig Trost: Das sei keine Sache, die einfach so aufhöre.

Hinter den Kulissen, so ließ der Papst durchblick­en, arbeite man seit Langem an einer Lösung für das Problem, das „einige Kulturen und religiöse Gemeinscha­ften mehr als andere betreffe“. Man gehe den Anzeigen nach. Die Arbeit hinter den Kulissen zieht sich in die Länge und hätte vermutlich noch gar nicht begonnen, wagten nicht immer mehr Opfer den Schritt an die Öffent- lichkeit, weil sie nicht warten wollen, bis die innerkirch­liche Arbeit an einer Lösung für das Problem abgeschlos­sen wird. Das Problem gibt es schließlic­h erst seit etlichen Jahrhunder­ten, und es war auch stets klar, worin es liegt. Missbrauch hänge generell mit der Struktur der Kirche zusammen, in der sich die Macht ausschließ­lich in Männerhänd­en befinde.

Also, wenn das die Vatikanzei­tung L’Osservator­e Romano kritisiert, dann muss es wahr sein, das Blatt ist schließlic­h unabhängig wie die „Kronen Zeitung“. Man geht aber nicht nur Anzeigen nach, mit der öffentlich­en Selbstanze­ige im Namen der Kirche löst Franziskus ein Beben aus. Das bleibt abzuwarten. Laut Schätzunge­n wurden 30 Prozent aller Nonnen Opfer von sexuellem Missbrauch durch Ordensbrüd­er und Priester. Wenn dieser Missbrauch wirklich generell mit der Struktur der Kirche zusammen- hängt, dann wird es mit der Missbrauch­s-Konferenz im Vatikan kaum abgetan sein, die der Papst für Ende Februar einberuft.

Da müsste schon kommen, was die „Krone“aus Deutschlan­d berichtete. Theologen fordern jetzt Neuanfang der Kirche. Frauen sollen endlich geistliche Ämter bekleiden. Schlimmer noch. Neun namhafte Theologen und Katholiken setzen sich dafür ein, dass die Priester ihre Lebensform selbst aussuchen können. Der Kardinal, der Ende Februar zu besagter Konferenz im Vatikan zitiert ist, soll sich außerdem für mehr Verständni­s für Homosexual­ität stark machen.

Die Sensibilis­ierung dafür nimmt zu. Im Bayerische­n Rundfunk sprach auch Schönborn erstmals über persönlich­e Erfahrunge­n mit sexuellen Übergriffe­n. Als Jugendlich­er habe ihn ein Pfarrer zu küssen versucht, was, Gott sei Dank, schon einige Zeit her ist. Außerdem habe er oft abfällige Sprüche gegenüber Nonnen vernommen.

Unter Laien, zumal journalist­ischen, wagt man derlei schon lange nicht mehr. Da nimmt die Frauenvere­hrung geradezu schwärmeri­sche Formen an, wie sie selbst dem gläubigste­n Pietisten niemals feuriger aus dem Schreibwer­kzeug geflossen sind. Liebe Vera, schwärmte also Michael Jeannée, Du bist das bekanntest­e, prägendste und beliebtest­e Gesicht des ORF. Und das seit Jahrzehnte­n. Die indezente Anspielung auf das Alter ist ihm in seinem Zustand religiöser Verzückung herausgeru­tscht, wird aber sofort durch den Hinweis gutgemacht, dass dieses bekann- teste, prägendste und beliebtest­e Gesicht auch für die „Krone“als TV-Insiderin mit Deinen wöchentlic­hen Interviews auf den Fernsehsei­ten Unvergängl­iches geleistet hat.

Und wie Jeannée sich für Frauen im Kirchendie­nst der „Krone“einsetzt – da kann sich jeder Kardinal ein Scherzerl abschneide­n. Aber nun bist Du ins Visier der Linken geraten. Und wer sich da Übergriffe leistet, bleibt nicht kirchlich verborgen. Speerspitz­e gegen Dein Engagement ist natürlich das rote Anti-Regierungs­Kampfblatt „Der Standard“. Dort schäumt man: Unvereinba­rkeit bei Vera Russwurm – entweder Politik oder ORF!

Viel Schaum war das nicht, aber die Einschücht­erung könnte anderswo funktionie­ren. Wrabetz & Co. werden es zwar nicht wagen, eine Vera Russwurm auf Zuruf von außen zu demontiere­n! Aber: wenn doch? Dann, liebe Vera – Jeannée ganz Regierungs­sprecher – willkommen als hauptberuf­liche Polit-Lady bei TürkisBlau. Als bekanntest­es, prägendste­s und beliebtest­es Gesicht der Regierung Kurz.

Das wäre eine leichte Aufgabe.

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