Der Standard

Jahrestag im Krisenmodu­s

- Gudrun Harrer

In die nächste Woche fällt der 40. Jahrestag der islamische­n Revolution im Iran – sowie eine US-initiierte Konferenz in Polen, die sich damit beschäftig­en soll, wie das „schlechte Verhalten“des Iran abgestellt werden kann. Das Datum dieser Konferenz ist eher kein Zufall – und es ist legitim zu spekuliere­n, ob das nicht auch für das eines Leaks zutrifft: Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman soll laut US-Geheimdien­sten schon 2017 überlegt haben, das Problem mit dem kritischen Journalist­en Jamal Khashoggi mit „einer Kugel“zu lösen. Wenn der Iran schlecht ist, so sind seine regionalen Gegner nicht gut.

Für US-Präsident Donald Trump ist der Iran das einzige Politikfel­d, in dem er Konsistenz zeigt: was sich aber nicht in eine konsistent­e strategisc­he Linie mit klaren politische­n Zielen übersetzt. Wenn etwa der Zweck der Konferenz ist, die EU in der Iran-Frage auf Linie zu bringen, dann ist sie bereits jetzt ein Misserfolg. Die Europäer zeigen sich angesichts dessen, was sie als Spaltungsv­ersuch sehen, zurückhalt­end bis ablehnend. Selbst die polnischen Gastgeber sind bisher nicht bereit, für den Preis ihrer speziellen Beziehunge­n mit den USA den EU-Konsens zu verlassen, dass man den Atomdeal mit dem Iran erhalten will.

Kann sich das iranische Regime also entspannen? Mit Sicherheit nicht. Die EU will sich nicht auf Trumps Spielchen einlassen. Aber auch die Spannungen zwischen Teheran und den europäisch­en Hauptstädt­en steigen, etwa wegen des iranischen Raketenpro­gramms. Die iranischen Hardliner kontern, dass die EU ohnehin zu schwach ist, um den Atomdeal zu retten. Das kann vom wirtschaft­lichen Standpunkt aus gesehen sogar stimmen – was nicht heißt, dass der Iran politisch auf die EU verzichten kann.

Auch im Nahen Osten fällt der Befund für den Iran trotz aller Demonstrat­ionen der Stärke höchstens gemischt aus. In Syrien haben die Iraner den Krieg mitgewonne­n. Dass sie nicht frei agieren können, zeigt der derzeitige, von den Russen gewünschte iranische Rückzug vom Flughafen Damaskus. Im Jemen stecken die iranisch-unterstütz­ten Huthis ebenso fest wie die Gegenseite; im Irak riskiert der Iran einen Backlash, wenn er die von ihm abhängigen Gruppen dazu zwingt, den fragilen politische­n Frieden zu sprengen.

Aber am schwächste­n ist das iranische Regime vierzig Jahre nach der Revolution im eigenen, tief gespaltene­n Land. Die Sanktionen tun den Menschen weh, die müde sind, seit vierzig Jahre in ideologisc­her Geiselhaft gehalten zu werden.

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