Auch ohne Matura gute Erfolgschancen
An den Fachhochschulen kann auch ohne Matura studiert werden. Rund fünf Prozent der Studierenden haben weder eine Studienberechtigungs- noch eine Berufsreifeprüfung. Der Großteil von ihnen schließt das Studium auch erfolgreich ab.
Von den 51.522 an einer österreichischen Fachhochschule ordentlich Studierenden haben 14 Prozent nicht den klassischen Weg über die Reifeprüfung am Ende der Sekundarstufe II gewählt. Neben einer Studienberechtigungs- oder eine Berufsreifeprüfung ist an Fachhochschulen Studieren auch ohne Matura möglich. Im Studienjahr 2017/18 haben gut fünf Prozent der Studierenden keine Matura.
Ganz ohne Qualifikationsnachweis geht es aber an beiden Institutionen nicht. Um ein Studium an einer FH ohne Matura beginnen zu können, müssen Personen mit einem Lehrabschluss oder einem Abschlusszeugnis einer berufsbildenden mittleren Schule, aber auch Schulabbrecher ein bestimmtes Niveau in Deutsch, Englisch und Mathematik bei der Aufnahme nachweisen, bei einzelnen Studienrichtungen sind auch Physikkenntnisse notwendig.
Qualifikationsnachweis
An der FH Technikum Wien können sich Studieninteressierte noch bis 15. Februar für Qualifikationskurse für die Aufnahme anmelden. Gestartet wird am 19. Februar in den Fächern Deutsch, Englisch, Mathematik und Physik. In den vergangenen Jahren haben zwischen 80 und 90 Personen an den Vorbereitungskursen teilgenommen, rund die Hälfte davon hat die Prüfung erfolgreich abgelegt. „Die, die dann zu studieren beginnen, sind auch erfolgreich“, sagt Gerd Krizek, Leiter der Qualifikationskurse an der FH Technikum Wien. Viele würden die Qualifikationsvorbereitung auch als Orientierung nutzen, ergänzt er. Denn ähnlich wie bei berufsbegleitenden Studienprogrammen würden die Teilnehmer auch in den Vorbereitungskursen zweimal in der Woche abends die Schulbank drücken. Bis Juni dauern die Kurse, in diesen fünf Monaten könne schon gut abgeschätzt werden, ob ein Studium passt oder nicht. Von den rund 4133 Stu- dierenden an der FH Technikum Wien haben 255 keine Matura (rund sechs Prozent).
Mit durchschnittlich 25 Jahren beginnen Interessierte mit den Vorbereitungskursen, Frauen sind deutlicher unterrepräsentiert als in den Studienfächern der FH Technikum. Dort liegt der Frauenanteil bei rund 16 Prozent. Mit einem kostenneutralen Vorbereitungskurs sollen noch mehr Studierende ohne Matura gewonnen werden. Zwar müssen für den Kurs die Studiengebühren für ein Jahr (rund 800 Euro) entrichtet werden, wer dann sein Studium an der FH Technikum beginnt, braucht im ersten Studienjahr keine Gebühren mehr entrichten.
Auch an der FH WKW kann ohne Matura studiert werden. Neben einem Qualifikationsnachweis müssen Studierende aber eine Lehre oder eine berufsbildende mittlere Schule positiv abgeschlossen haben. Von den insgesamt 2154 BachelorStudierende haben 154 keine Matura (7,15 Prozent). Knapp zehn Prozent der Bewerber für einen Bachelor-Studiengang hat kein Maturazeugnis, heißt es vonseiten der FH. Für das aktuelle Studienjahr gab es 3045 Bewerber, 301 ohne Matura. Insgesamt haben 744 das Aufnahmeverfahren geschafft und konnten ein Bachelor-Studium beginnen, 54 Personen davon tun dies ohne Matura.
Gute Vorbereitung
Auch an der FH WKW gehören Studierende ohne Matura zu den erfolgreichen. Im Studienjahr 2017/18 haben 559 Bachelor-Studierende ihr Studium abgeschlossen, darunter waren 38 Personen, die ohne Matura ihr Studium absolvierten – das sind knapp sieben Prozent aller Bachelor-Absolventen. Eigene Vorbereitungskurse für den Qualifikationsnachweis werden an der Fachhochschule nicht angeboten, die FH kooperiert aber mit dem Weiterbildungsinstitut Fit4FH. Seit zehn Jahren werden Kurse und die Prüfung für den Qualitätsnachweis angeboten. Die Kosten pro Fach betragen 399 Euro. Ein Semester dauert die berufsbegleitende Vorbereitung. Im Durchschnitt beginnen 30 bis 35 Personen mit den Kursen, zwei Drittel schaffen sie auch, sagt Walter Blaha, Geschäftsführer des Weiterbildungsinstituts. „Und fast alle bekommen dann auch einen Studienplatz“, ergänzt er. Das Interesse an den Kursen sei groß, und nicht nur Studieninteressierte der FH WKW gehören zu den Teilnehmern.