Erste Rektorin, Pionierin fürs Internationale
Ende Jänner wurde Eva Werner, Rektorin der IMC FH Krems, emeritiert. Sie hat die Internationalisierung der FHs wesentlich mitgeprägt, war erste Rektorin im Sektor. Für uns schaut sie zurück.
Ich bin eigentlich privilegiert aufgewachsen – mein Vater hat die HAK in Steyr gegründet, etwas hinterlassen zu wollen habe ich von zu Hause mitgekriegt. Schauspielschule oder Humanmedizin waren meine beruflichen Jugendträume, es ist dann Anglistik und Romanistik geworden. Während des Studiums bin ich nach Frankreich gegangen – mein damaliger Institutsvorstand war schwer dagegen, es wurde mir auch nicht angerechnet. Ich wollte das aber unbedingt machen – rauszugehen und andere Blickwinkel einzunehmen hat mich immer fasziniert und geprägt. Als Assistentin an der Wirtschaftsuni in Wien war mein Chef auch Rektor – ich habe das ganze Portfolio live miterlebt und miterlernt. Ein MBA-Sabbatical in Montreal hat für mich klar gezeigt: Die Internationalisierung des Hochschulwesens ist das, woran ich mitwirken möchte.
Auslandserfahrungen waren meine Meilensteine – weil es mir den Blick über die Grenzen eröffnete, den Zugang zu anderen Kulturen erleichterte und letztlich ganz stark mein Postulat für Offenheit, für Respekt für Diversität in allen Facetten und letztlich meine ehrliche Leidenschaft für die Internationalisierung bestimmte.
Das war entscheidend für mein Berufsziel: zu lehren, mit Menschen an der Entwicklung ihrer Fähigkeiten zu arbeiten – und das beschränkt ich nicht nur auf das Fachliche. Der Hörsaal – ob mit 150 Studierenden wie an der Uni, oder mit 25 im kleinen Setting – irgendwie war das meine Bühne. Und diese Liebe zur Lehre, zum Weitergeben, Inputgeben, Anregen und letztlich das Ermutigen zum Tun – das war sicherlich auch mitbestimmend dafür, dass ich gern Vorträge und Workshops hielt (und noch immer halte), dass mir die Teamarbeit und ganz generell die Arbeit mit Menschen Spaß macht.
Lehren und das Engagement für die Internationalisierung und da- mit verbunden die Arbeit für das, was heute unter dem Europäischen Hochschulraum zusammengefasst wird – das war eigentlich ein perfekter Match. Und mit der Möglichkeit, am IMC zunächst als Lehrende, später dann für den Aufbau der Internationalisierung und schließlich als Rektorin zu arbeiten, hat sich für mich ein PROTOKOLL: wunderbares Betätigungsfeld ergeben. Eine Hochschule mitaufbauen zu dürfen ist eine spannende Aufgabe. Wenn man dann auch noch die Möglichkeit bekommt, am Aufbau eines Sektors mitwirken zu dürfen, darf man das durchaus fast als Privileg bezeichnen – vor allem, wenn man für bestimmte Bereiche Verantwortung übernehmen darf, wie etwa für die Internationalisierung des FH-Sektors, als Leiterin des Ausschusses für Internationales der Fachhochschulkonferenz, in der Mitarbeit an der Implementierung des Bologna-Prozesses als Bologna-Expertin oder einfach als Mitglied in den diversen Arbeitsgruppen im Hochschulbereich.
Mit der Wahl zur Rektorin der IMC FH Krems habe ich nicht nur eine Aufgabe übernommen, in der sich meine Leidenschaften, nämlich die Förderung und Weiterentwicklung der Lehre, die Weiterentwicklung der Internationalisierung, das Zusammenarbeiten über Grenzen hinweg – und damit meine ich nicht nur die geografischen, sondern auch jene der unterschiedlichen Disziplinen –, die Möglichkeit zu entwickeln und zu gestalten, Neues auszuprobieren, einfach wunderbar vereinbaren ließen. Dass Verantwortung zu haben manches Mal ziemlich drücken kann und man immer wieder an Grenzen und auch Begrenzungen stößt, die auch emotional fordernd sind, gehört wohl zu diesem Portfolio, aber es sind wiederum sehr oft die kleinen Erfolge und vor allem die Begegnun- gen und die Gespräche mit Studierenden, mit Kolleginnen und Kollegen, die das Gefühl vermitteln: Ich weiß, warum ich das tu.
Was mir immer wichtig war? Dass Bildung Verantwortung bedeutet – Verantwortung für die Studierenden, die Auszubildenden und für die Gesellschaft, dass der Drift zur Ökonomisierung der Bildung als Produkt die Wertehaltung, die Bildung bedingt, untergräbt. Wichtig waren mir auch immer die Offenheit und der Respekt für Diversität in all ihren Facetten und ein entsprechendes Handeln – auch das ist ein Teil unserer Haltung, der Diskurs über Grenzen hinweg, um Brücken zu bauen, und die Förderung des kritischen Denkens – als wesentliches Element unserer Lehre und der Hochschulbildung insgesamt.
Wenn ich mit meinem Wirken als Rektorin – Betonung auf -in – ein klein wenig Vorbild für Mut und dafür, sich etwas zuzutrauen, sein konnte, dann freut mich das. Dass man in jeder Funktion aber auch an sich selbst arbeiten muss, sich selbst weiterentwickeln muss, ohne dabei seine Authentizität aufzugeben, ist genauso wichtig.
Wenn ich heute zurückschaue auf den Bogen vom Studienbeginn bis jetzt, bin ich dankbar und muss ehrlich sagen: Es passte letztendlich alles zusammen – und es war ein spannender und ungemein bereichernder Weg.