Der Standard

alpine ski-wm

Im Trubel um Lindsey Vonn, die sich mit Abfahrtsbr­onze in den Ruhestand begab, ist die Titelverte­idigung der Slowenin Ilka Stuhec zu kurz gekommen. Die in dieser Saison dominieren­den Österreich­erinnen gingen leer aus.

- Thomas Hirner aus Åre

– Quasi märchenhaf­t endeten bei der WM die Karrieren von Aksel Lund Svindal und Lindsey Vonn. Am Tag nachdem der Norweger zu Silber gerast war, holte die US-Amerikaner­in ebenfalls in der Abfahrt Bronze. Als Gratulant stellte sich auch Ingemar Stenmark ein (im Bild links), dessen Rekord an Weltcupsie­gen (86) Vonn nur um vier Erfolge verpasst hat. Um vier Hundertste­l verpasste am Sonntag die beste Österreich­erin, Stephanie Venier, eine Medaille. Am Samstag hatte Vincent Kriechmayr, der Vizeweltme­ister im Super-G, Bronze geholt. Heute kombiniere­n die Herren. (red)

Auch die zweite große Abschiedss­ause bei der SkiWM lief der Dramaturgi­e nach fast perfekt. Lindsey Vonn musste sich bei ihrer letzten Vorstellun­g am Sonntag in Åre zwar der Slowenin Ilka Stuhec um 49 und der Schweizeri­n Corinne Suter um 26 Hundertste­l geschlagen geben, holte nach Abfahrts- und Super-G-Silber bei der WM 2007 in Åre aber mit Bronze ihre dritte WM-Medaille in Schweden und ihre gesamt achte bei Weltmeiste­rschaften. Die 34-Jährige kann so mit einem sehnlichst erhofften Erfolgserl­ebnis von der Skibühne abtreten, die sie in Val d’Isère 2009 nach Gold in der Abfahrt und im Super-G ebenso strahlen ließ, wie in Vancouver 2010, als sie sich Olympiagol­d in der Abfahrt holte.

Unter normalen Umständen wäre sie enttäuscht gewesen. So sei es aber der perfekte Schluss für sie: „Es kann nicht besser sein. Ich weiß, dass mir mein Körper nicht mehr erlaubt, zu tun, was ich machen möchte, Rennen zu gewin- nen. Darum trete ich zurück.“Sie sei den ganzen Tag sehr nervös gewesen. „Ich wollte stark sein am Ende, nicht stürzen, mich nicht wieder verletzen. Es war ein innerer Kampf. Aber ich konnte meinen Plan umsetzen, habe den Rhythmus gefunden und eine letzte Podiumspla­tzierung erreicht.“

Auch der Nacken zwickt

Ihre Mentalität kenne jeder. „Ich riskiere immer alles, das ist der Grund, warum ich so viel gewonnen, aber mich auch so oft verletzt habe.“Die wegen Nebels und Wind verkürzte Strecke sei ihr entgegenge­kommen. Sie leide schon länger unter ihren Schmerzen. „Mein Nacken bringt mich um. Jeder Athlet kämpft mit seinen eigenen Problemen, aber am Ende des Tages kümmert das niemanden.“Sie habe sich ein letztes Mal mit den Schmerzen durchgekäm­pft. Die Unterstütz­ung und der Respekt ihrer Kolleginne­n sei zuletzt das Coolste für sie gewesen und bedeute ihr mehr als jeder Weltcupsie­g.

Wirklich perfekt war der Auftritt von Ilka Stuhec. Die Slowenin wiederholt­e ihren Titel von St. Moritz 2017, als sie die aufstreben­de Österreich­erin Stephanie Venier in die Schranken wies. Die Siegerin der Abfahrt von Garmisch-Partenkirc­hen musste sich bei ihrer zweiten Weltmeiste­rschaft diesmal mit Platz vier begnügen, verpasste Bronze um nur vier Hundertste­l. Viel fehlte nicht und sie hätte Vonn vom Podest gestoßen und deren Party gecrasht. Für Österreich­s Damen, die mit den Plätzen vier, sieben durch Ramona Siebenhofe­r (0,64) und neun, ex aequo Tamara Tippler und Nicole Schmidhofe­r (je 0,81), locker eine eben nicht existieren­de Teamwertun­g gewonnen hätten, kamen just bei der wichtigste­n Abfahrt der Saison erstmals nicht auf das Podest. Erstmals seit Schladming 2013 gewannen die Speedfahre­rinnen keine WM-Medaille, obwohl sie heuer die Abfahrten dominiert hatten. Die letzte WM-Goldene in dieser Disziplin hatte Elisabeth Görgl 2011 in Garmisch geholt.

Für Stuhec war Gold bei der kürzesten WM-Damenabfah­rt aller Zeiten mit einer Siegerzeit von 1:01,74 Minuten eine Genugtuung, nachdem sie die vergangene Saison samt Olympia nach einem im Training erlitten Kreuzbandr­iss komplett verpasst hatte.

Corinne Suter, im Super-G nur um fünf Hundertste­l von der USAmerikan­erin Mikaela Shiffrin und deren drei von der Italieneri­n Sofia Goggia geschlagen, holte sich in Åre ihre zweite Medaille ab. Die Schweizeri­n war davor noch nie in ihrer Karriere im Weltcup auf dem Podest gestanden. „Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich nicht gedacht, dass es reicht.“

Blumen von der Legende

Die schwedisch­e Ski-Legende Ingemar Stenmark überreicht­e Vonn einen Strauß Blumen. Es gehe nicht nur um den Erfolg, sagte Vonn, „als Athlet ist es Teil deines Jobs, alles zu tun, den Sport zu promoten“. Sie hofft, dass er weiter wächst und populär bleibt. In nächster Zeit wolle sie sich in erster Linie erholen, physisch wie mental. „Ich habe mich immer vor der Zeit nach dem Skirennspo­rt gefürchtet, es hat eine Zeit gedauert, zu dem Punkt zu gelangen, wo ich damit umgehen kann. Ich werde immer ein Fan von allen Sportarten sein.“

 ??  ??
 ??  ?? Lindsey Vonn ließ sich von Aksel Lund Svindal inspiriere­n und holte zum Abschied eine Medaille. Ihren King Charles Spaniel Lucy hat sie nicht umsonst in Schale geworfen.
Lindsey Vonn ließ sich von Aksel Lund Svindal inspiriere­n und holte zum Abschied eine Medaille. Ihren King Charles Spaniel Lucy hat sie nicht umsonst in Schale geworfen.
 ??  ?? Wie im Märchen: Die lange verletzt gewesene Slowenin Ilka Stuhec holte sich zwei Jahre nach dem Triumph in St. Moritz neuerlich Gold.
Wie im Märchen: Die lange verletzt gewesene Slowenin Ilka Stuhec holte sich zwei Jahre nach dem Triumph in St. Moritz neuerlich Gold.

Newspapers in German

Newspapers from Austria