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Im Trubel um Lindsey Vonn, die sich mit Abfahrtsbronze in den Ruhestand begab, ist die Titelverteidigung der Slowenin Ilka Stuhec zu kurz gekommen. Die in dieser Saison dominierenden Österreicherinnen gingen leer aus.
– Quasi märchenhaft endeten bei der WM die Karrieren von Aksel Lund Svindal und Lindsey Vonn. Am Tag nachdem der Norweger zu Silber gerast war, holte die US-Amerikanerin ebenfalls in der Abfahrt Bronze. Als Gratulant stellte sich auch Ingemar Stenmark ein (im Bild links), dessen Rekord an Weltcupsiegen (86) Vonn nur um vier Erfolge verpasst hat. Um vier Hundertstel verpasste am Sonntag die beste Österreicherin, Stephanie Venier, eine Medaille. Am Samstag hatte Vincent Kriechmayr, der Vizeweltmeister im Super-G, Bronze geholt. Heute kombinieren die Herren. (red)
Auch die zweite große Abschiedssause bei der SkiWM lief der Dramaturgie nach fast perfekt. Lindsey Vonn musste sich bei ihrer letzten Vorstellung am Sonntag in Åre zwar der Slowenin Ilka Stuhec um 49 und der Schweizerin Corinne Suter um 26 Hundertstel geschlagen geben, holte nach Abfahrts- und Super-G-Silber bei der WM 2007 in Åre aber mit Bronze ihre dritte WM-Medaille in Schweden und ihre gesamt achte bei Weltmeisterschaften. Die 34-Jährige kann so mit einem sehnlichst erhofften Erfolgserlebnis von der Skibühne abtreten, die sie in Val d’Isère 2009 nach Gold in der Abfahrt und im Super-G ebenso strahlen ließ, wie in Vancouver 2010, als sie sich Olympiagold in der Abfahrt holte.
Unter normalen Umständen wäre sie enttäuscht gewesen. So sei es aber der perfekte Schluss für sie: „Es kann nicht besser sein. Ich weiß, dass mir mein Körper nicht mehr erlaubt, zu tun, was ich machen möchte, Rennen zu gewin- nen. Darum trete ich zurück.“Sie sei den ganzen Tag sehr nervös gewesen. „Ich wollte stark sein am Ende, nicht stürzen, mich nicht wieder verletzen. Es war ein innerer Kampf. Aber ich konnte meinen Plan umsetzen, habe den Rhythmus gefunden und eine letzte Podiumsplatzierung erreicht.“
Auch der Nacken zwickt
Ihre Mentalität kenne jeder. „Ich riskiere immer alles, das ist der Grund, warum ich so viel gewonnen, aber mich auch so oft verletzt habe.“Die wegen Nebels und Wind verkürzte Strecke sei ihr entgegengekommen. Sie leide schon länger unter ihren Schmerzen. „Mein Nacken bringt mich um. Jeder Athlet kämpft mit seinen eigenen Problemen, aber am Ende des Tages kümmert das niemanden.“Sie habe sich ein letztes Mal mit den Schmerzen durchgekämpft. Die Unterstützung und der Respekt ihrer Kolleginnen sei zuletzt das Coolste für sie gewesen und bedeute ihr mehr als jeder Weltcupsieg.
Wirklich perfekt war der Auftritt von Ilka Stuhec. Die Slowenin wiederholte ihren Titel von St. Moritz 2017, als sie die aufstrebende Österreicherin Stephanie Venier in die Schranken wies. Die Siegerin der Abfahrt von Garmisch-Partenkirchen musste sich bei ihrer zweiten Weltmeisterschaft diesmal mit Platz vier begnügen, verpasste Bronze um nur vier Hundertstel. Viel fehlte nicht und sie hätte Vonn vom Podest gestoßen und deren Party gecrasht. Für Österreichs Damen, die mit den Plätzen vier, sieben durch Ramona Siebenhofer (0,64) und neun, ex aequo Tamara Tippler und Nicole Schmidhofer (je 0,81), locker eine eben nicht existierende Teamwertung gewonnen hätten, kamen just bei der wichtigsten Abfahrt der Saison erstmals nicht auf das Podest. Erstmals seit Schladming 2013 gewannen die Speedfahrerinnen keine WM-Medaille, obwohl sie heuer die Abfahrten dominiert hatten. Die letzte WM-Goldene in dieser Disziplin hatte Elisabeth Görgl 2011 in Garmisch geholt.
Für Stuhec war Gold bei der kürzesten WM-Damenabfahrt aller Zeiten mit einer Siegerzeit von 1:01,74 Minuten eine Genugtuung, nachdem sie die vergangene Saison samt Olympia nach einem im Training erlitten Kreuzbandriss komplett verpasst hatte.
Corinne Suter, im Super-G nur um fünf Hundertstel von der USAmerikanerin Mikaela Shiffrin und deren drei von der Italienerin Sofia Goggia geschlagen, holte sich in Åre ihre zweite Medaille ab. Die Schweizerin war davor noch nie in ihrer Karriere im Weltcup auf dem Podest gestanden. „Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich nicht gedacht, dass es reicht.“
Blumen von der Legende
Die schwedische Ski-Legende Ingemar Stenmark überreichte Vonn einen Strauß Blumen. Es gehe nicht nur um den Erfolg, sagte Vonn, „als Athlet ist es Teil deines Jobs, alles zu tun, den Sport zu promoten“. Sie hofft, dass er weiter wächst und populär bleibt. In nächster Zeit wolle sie sich in erster Linie erholen, physisch wie mental. „Ich habe mich immer vor der Zeit nach dem Skirennsport gefürchtet, es hat eine Zeit gedauert, zu dem Punkt zu gelangen, wo ich damit umgehen kann. Ich werde immer ein Fan von allen Sportarten sein.“