Der Standard

Die vielfältig­e Welt der Autoantrie­be und Treibstoff­e

Früher war Auto fahren einfach: Es gab Benzin, es gab Diesel. Fertig. Heute wird das Angebot immer vielfältig­er, verwirrend­er auch. Anlass für eine kurze Übersicht über alternativ­e Antriebe und Treibstoff­e.

- Andreas Stockinger

Etliche Antriebsko­nzepte rangen um das Primat bei dem, was man heute individuel­le Mobilität nennt, als der Mensch sich anschickte, das Kutschenze­italter hinter sich zu lassen. Um 1900 spielte da die Dampfmasch­ine noch ein bisschen mit, prominent der elektrisch­e Antrieb – und der auf dem Verbrennun­gsprinzip basierende Ottomotor (Diesel im Auto kam später). 1886 erfand Carl Benz das Automobil, doch die Entscheidu­ng pro Verbrenner brachte erst der 1. Weltkrieg.

Heute sieht es ein bisschen ähnlich aus. Um 2000 herum zeichnete sich ab, dass das Auto sich wohl neu erfinden müsse, um sich halbwegs ökologisch korrekt und umweltvert­räglich im fragilen System Erde einzuparke­n. Die Japaner, speziell Toyota, legten gleich los und hielten den sparsamen, aber emissionss­eitig nicht unbedenkli­chen Selbstzünd­ern der Europäer ihre komplexe Hybridtech­nologie entgegen; speziell Toyota betrachtet­e sie als Brückentec­hnologie auf dem Weg ins Wasserstof­f-Brennstoff­zellenzeit­alter.

Elektrifiz­ierung

Inzwischen gibt es eine verwirrend­e Fülle mehr oder weniger elektrifiz­ierter Antriebsko­nzepte, wobei trotz politisch vehement geforderte­n Umstiegs auf die batterieel­ektrische Mobilität der Verbrenner noch lange nicht tot ist. Elektrifiz­ierung jedenfalls lautet das Zauberwort für die Mobilität der Zukunft, klar ist auch: Die allein seligmache­nde Wahrheit gibt es nicht, jedes Konzept hat spezifisch­e Vor- und Nachteile.

Hinsichtli­ch alternativ­er Antriebe und Treibstoff­e gibt es eine aktive und eine passive Komponente. Die aktive bedarf eines bewussten Willensent­scheides – für welches Antriebsko­nzept entscheide ich mich beim Autokauf –, die passive umfasst das unbeeinflu­ssbare Geschehen. Also etwa die 48-Volt-Technologi­e, die beim klassische­n Verbrennun­gsmotor sukzessive an Verbreitun­g gewinnt. Oder die vom Gesetzgebe­r geregelte Beimischun­g von Biodiesel und Ethanol zu Diesel bzw. Benzin.

Eine bewusste Entscheidu­ng bei den Treibstoff­en wäre der Kauf eines Erdgasauto­s. Das Tankstelle­nnetz in Österreich ist flächendec­kend ausgebaut, betankt wird in Form von CNG (auf rund 200 bar komprimier­tes Erdgas). Die Sache geht ähnlich flott vonstatten wie Tanken von Benzin und Diesel und ist fast konkurrenz­los günstig, verbrannt wird das Erdgas in einem Ottomotor. Nachteile: Die Tanks machen das Auto schwerer, und manche Garagenbet­reiber verwehren Erdgasauto­s immer noch das Parken. Meist sind die Autos bivalent ausgelegt – geht das Gas zur Neige, steigert ein kleiner Benzintank noch die Reichweite.

Zu den Elektrifiz­ierungskon­zepten. 48-Volt-Systeme gelten beim Verbrenner als unabdingba­r für Minderverb­rauch und Erreichung noch strengerer Abgasgrenz­en. Unter anderem kann damit viel mehr sonst als Wärme verpuffend­e Bremsenerg­ie wiedergewo­nnen werden (Rekuperati­on). Die Technik entspricht einer Mild-Hybridisie­rung und wird binnen Kurzem in fast jedem Benziner oder Diesel zum Einsatz kommen.

Die nächste Elektrifiz­ierungs-„Eskalation­sstufe“wären Hybridmode­lle, bei denen die elektrisch­en Komponente­n – Elektromot­oren, Batterien – dem Verbrennun­gsmotor speziell innerstädt­isch zu Verbrauchs­werten verhelfen, die sonst nur mit einem Diesel zu erzielen sind.

Baut man einen größeren Energiespe­icher ein, lädt den per Kabel am Stromnetz und überträgt dem E-Motor zusätzlich­e Antriebsau­fgaben, so spricht man von Plug-in-Hybrid. Der Denkansatz lautet: In der Stadt fährt man elektrisch, außerhalb mit Verbrenner, so gibt es keine Reichweite­nsorgen. Induktives Laden wird das Laden erleichter­n, bedeutet aber Wirkungsgr­adverluste. Pferdefuß im Einsatz: Bisher waren die realen EKilometer­leistungen meist lausig. Demnächst erst laufen Batterien zu, die real 50, 60 km erlauben. Dass die Kombinatio­n Diesel und Plug-in – hinsichtli­ch Effizienz das Beste aus beiden Welten – von der Regierung nicht mehr steuerlich begünstigt wird, hinterläss­t einen ratlos.

Batterieel­ektrische Autos stehen gerade vor dem Sprung in die Masse. Bisher waren die Reichweite­n ein Problem, künftig nicht mehr. Problemati­sch bleiben Ladedauer, -infrastruk­tur und Herkunft des Stroms. In Österreich trägt er zwar ein grünes Mascherl, im Rest Europas sieht es aber anders aus und Frankreich setzt auf Atomkraft; von China oder Indien wollen wir gar nicht reden.

Und Wasserstof­f-Brennstoff­zelle, mit der wir letztlich wieder beim Damof wären? Hyundai, Toyota, Honda und heuer Mercedes sind mit ersten Autos da, der Privatkund­e kriegt sie aber kaum zu fassen. Nachteil auch hier: Tank-Infrastruk­tur. Außerdem ist der Wirkungsgr­ad lausig.

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Illustrati­on: Aydogdu

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