„Letzte Schlacht“gegen IS-Miliz in Syrien
Hunderte Familien laut Aktivisten eingeschlossen
Damaskus – Im Osten Syriens hat am Wochenende die Offensive auf die letzte Hochburg der Terrormiliz „Islamischer Staat“(IS) begonnen. Seit Samstagabend greifen Truppen unter der Führung der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) den Ort Baghuz an der Grenze zum Irak an. Ein SDF-Kommandant bezeichnete die Offensive als die „letzte Schlacht“. Unterstützt werden die Truppen von Kampfjets der von den USA angeführten internationalen Anti-IS-Koalition.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete am Sonntag, die Kämpfe brächten hunderte Familien in Gefahr. IS-Kämpfer würden Zivilisten als menschliche Schutzschilde missbrauchen, berichtete die Organisation, die ihre Informationen aus einem Netzwerk von Aktivisten in Syrien bezieht, die sich nur schwer unabhängig überprüfen lassen. Ein CNN-Reporter vor Ort meldete unter Berufung auf nicht näher genannte Offiziere, in Baghuz könnten sich bis zu 1500 Zivilisten aufhalten.
Geplanter US-Abzug
Ein Sieg über den IS in Baghuz würde die Pläne von Donald Trump erleichtern, die rund 2000 US-Soldaten aus Syrien abzuziehen. Der US-Präsident hatte den IS bereits im Dezember als „besieht“bezeichnet. Am Mittwoch hatte er erklärt, er rechne in naher Zukunft, eventuell schon nächste Woche, mit einer vollständigen Rückeroberung der IS-Gebiete. Einen offiziellen Zeitplan für den Abzug hat Trump bisher nicht vorgelegt. Das Wall Street Journal berichtete zuletzt von einem geplanten Abschluss bis Ende April.
Trump hatte im Dezember angekündigt, die US-Soldaten in Syrien abzuziehen, was international massive Kritik auslöste und Sorgen vor einem Wiedererstarken des IS nährte. In einem kürzlich vom US-Verteidigungsministerium veröffentlichten Bericht heißt es, die Terrormiliz bleibe aktiv und könne in sechs bis zwölf Monaten wieder aufleben.
Ein Abzug der US-Truppen würde die Kräfteverhältnisse in der Region verändern. So hat die Türkei bereits mehrfach angedroht, im Norden Syriens militärisch gegen die kurdische YPGMiliz vorzugehen, die sie als Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und damit als Terrororganisation ansieht.
Die YPG, die Gebiete an der Grenze zur Türkei kontrolliert, hat die USA aber entscheidend im Kampf gegen den IS unterstützt und würde bei einem Abzug des mächtigen Verbündeten unter Druck geraten. Trumps Regierung hat sich bisher nicht mit Ankara auf den Schutz der Kurden einigen können. (dpa, red)