Der Standard

Straches Podiumsgas­t will „starke Identitäre“

Geplante Veranstalt­ung des Vizekanzle­rs sorgt für Kritik der Opposition

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Wien – Mit der rechtsextr­emen Identitäre­n Bewegung will Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache (FPÖ) nichts zu schaffen haben. Das wollte er zumindest in einem Prozess gegen den Politikber­ater Rudi Fußi klarstelle­n, der ein Foto von Strache und Identitäre­n unter dem Kommentar „Gemütliche­s Beisammens­ein“gepostet hatte – Strache zog die Klage zurück.

Zu einem solchen gemütliche­n Beisammens­ein könnte es kommenden Mittwoch im Kursalon Hübner im Wiener Stadtpark kommen – zwar nicht mit Kadern der Identitäre­n selbst, wohl aber mit Persönlich­keiten, die viele Berührungs­punkte mit ihnen aufweisen – und diese offen unterstütz­en.

So lud Strache zu einer Diskussion über „Islamische­n Antisemiti­smus“, an der etwa der Politikwis­senschafte­r Michael Ley teilnehmen wird. Ley wurde einst für die Webseite der Identitäre­n Bewegung von deren Co-Chef Martin Sellner interviewt, außerdem publiziert­e er im Verlag Antaios gemeinsam mit anderen Vordenkern der Neuen Rechten, zu der auch die Identitäre­n zählen. 2016 sagte Ley, es sei „ wichtig, dass die Identitäre­n stärker werden“.

Auch auf dem Podium ist Laila Mirzo, die – genau wie Ley – Gastbeiträ­ge für die rechtsextr­eme Zeitschrif­t Info-Direkt beisteuert­e, in der regelmäßig Identitäre zu Wort kommen oder selbst als Autoren tätig sind. Sie äußerte öffentlich ihre Sympathie für Identitäre­n-Mitgründer Martin Sellner.

Weitere Teilnehmer sind der Publizist Birol Kilic, Obmann der türkischen Kulturgeme­inde in Österreich, sowie der deutsche Autor und Kolumnist Henryk M. Broder, der zuletzt mit einem Auftritt bei der AfD – samt Umarmung von AfD-Chefin Alice Weidel – für Aufsehen gesorgt hat. Die Moderation übernimmt Presse- Chefredakt­eur Rainer Nowak.

Die Liste-Jetzt-Abgeordnet­e Alma Zadic will nun wissen, was die Veranstalt­ung mit Straches Ministeriu­m zu tun hat. „Sehen Sie die Veranstalt­ung im Vollzugsbe­reich ‚öffentlich­er Dienst‘ oder im Vollzugsbe­reich ,Sport‘?“, heißt es in der parlamenta­rischen Anfrage, die dem Standard vorliegt.

Zadic kritisiert, dass Strache „moralische Hemmungen fallenläss­t“und nun offiziell „Personen mit Kontakten zu einem führenden ‚Identitäre­n‘ einlädt“– auf „Kosten der Steuerzahl­er“.

Im Vizekanzle­ramt sieht man das naturgemäß anders. Antisemiti­smus sei eine „Querschnit­tsmaterie und ein Thema von gesamtgese­llschaftli­cher Bedeutung“, so ein Ministeriu­mssprecher. Außerdem kooperiere man bei der Veranstalt­ung mit dem Innenminis­terium. (fsc)

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Foto: APA/Punz Strache diskutiert gerne – auch mit der Neuen Rechten.

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