Der Standard

„Das macht unseren Sport kaputt“

Renndirekt­or Markus Waldner wünscht sich anspruchsv­ollere Abfahrten, kontert die Vorwürfe von Athletensp­recher Hannes Reichelt und relativier­t den Stellenwer­t von Weltmeiste­rschaften.

- Thomas Hirner

Auch das Rennen hier in Åre trug zur Diskussion­en darüber bei, ob die Abfahrten wieder schwierige­r und ruppiger werden sollen. Eine gute Idee? Waldner: Extreme Sachen sind nie gut, weder extrem ruppig noch Autobahnen. Es gibt verschiede­ne Interessen und Meinungen, manche Läufer sind noch frisch und gesund, die ältere Generation ist schon verbraucht. Interessan­ter sind Abfahrten natürlich, wenn mehr Bewegung, mehr technische Elemente drinnen sind, wenn es Passagen gibt, die man mit Köpfchen fahren muss. Nicht alles mit Vollgas. Das vertreten auch Vincent Kriechmayr und Dominik Paris, sie sind die neue Generation. Unruhige Passagen machen den Abfahrtssp­ort interessan­ter, weil sich die Klasse des Athleten zeigt. Das Fahren auf Autobahnen sieht bei allen gleich aus. Das macht unseren Sport kaputt.

Ist es in Anbetracht der vielen Verletzten nicht kontraprod­uktiv, auf schwierige­re Abfahrten zu setzen? Waldner: Wir haben mit der Industrie diskutiert, woran es liegen kann, dass solche Verletzung­en wie bei Max Franz in Kitzbühel auftreten. Wenn man plötzlich INTERVIEW:

einen Fersenspru­ng hat, dann sieht man ganz genau, dass viele Kräfte von unten auf den Körper wirken. Man redet immer vom Ski, aber es ist nicht der Ski allein, ich sage immer, dass es das Gesamtpake­t ist, das mittlerwei­le so aggressiv abgestimmt ist und keinen Spielraum mehr für Absorption lässt. Der Schuh ist in den letzten Jahren extrem starr geworden. Dort müsste man ansetzen.

Was könnte man tun? Waldner: Es ist sehr schwierig, da etwas zu regulieren, weil sich der Kunststoff mit der Temperatur extrem verändert. Wir haben 16 Verletzte unter den Top 50, aber komplett verschiede­ne Szenarien, Sturzdynam­iken und Verletzung­en. Das geht von Kopf, Schulter, Rücken, Hand und Knie bis zum Sprunggele­nk. Man kann nicht sagen, das ist das Problem. Es verteilt sich extrem. Die Frage ist auch, wie man das Tuning der Skier kontrollie­ren sollte. Wir müssen die Dynamik der Verletzung­en und Stürze studieren. Aber das ist extrem komplex.

Wäre es ein denkbarer Weg, wenn man die Geschwindi­gkeit mittels dickerer, protektore­nverstärkt­er Anzüge nähme? Waagrecht: 6 Durch ihre Urteilnahm­e an der Castingsho­w wirds kritisch (Ez) 7 Als orden-tliches Mitglied gibt er sich zum Nosterfest hochfahren­d 9 Welchen Weg zu Berg? Die Antwort kommt infrage, ... du dich verlassen kannst (1–2 Wörter) 10 Fährt nicht zweigleisi­g, das nennt sich printellig­ente Blattzufuh­r (1–2 Wörter) 11 Kompetent im Umgang mit Dokumenten und allem, was dazu behörd? 13 Das Ticket fürs Trekking-Terrain ist nicht per GPS zu finden? 17 Monumental­werke für die Säulenheil­igen der Monolither­atur 18 Auf verschlung­enen Bahnen bietet er Stoff für Kopfarbeit 19 Als Porterhous­emannskost eine grillante Idee 20 Welche Hauttypen werden für die Rolle des 2. Toten im „Tatort“gecastet? Senkrecht: 1 Wenn du das fest machst, kannst du mehrere auf einmal abschleppe­n 2 Mit einem Teilchen-Beschleuni­ger lassen sich Fliesen mustergült­ig schnell aufbringen? 3 Vorbemerkt: In der Anlernphas­e bitte dafür Inaugurten anlegen 4 Was du ererbt von deinen Fvätern, halts hoch, um wild damit zu wacheln (Mz) 5 Blumig ausgedrück­t: In meiner ich sie zu den Requisiten für die Balkon-Szene 8 Unter dem Vorwand wird die Schutzklei­dung behüllfsmä­ßig gecape-rt 12 Immanuel had lunch – mit Vokalmusik­begleitung (1–2 Wörter) 14 Hast du dir USgerechne­t, wie er zum Euro steht? 15 Bei der Notarvisit­e gingen wir dort südhaft über unsere Grenze hinaus 16 O blasä, du Bö, um den Kuchen zu kühlen Rätselaufl­ösung Nr. 9102 vom 9. Februar 2019: W: 7 STVO 8 LEICHTER 9 SCHWECHAT 10 DAG 12 SEMELE 13 CANAPE 15 ALLTAG 17 BRETON 18 ACE 20 DEFINITIV 22 KARRIERE 23 CENA S: 1 STOCKERL 2 VORWAERTS 3 BLICKE 4 MIRAHC 5 OHR 6 NENA 11 ENDEMISCH 14 PROVIANT 16 GUETER 17 BRIXEN 19 CLAN 21 ARC Waldner: Es ist egal, ob du mit 100 oder 120 km/h stürzt. Dickere Anzüge wären wärmer, aber nicht sicherer. Mit dem Airbag haben wir ein System, das man sehr wohl einsetzen soll. Momentan ist es nicht Pflicht, jeder kann selbst wählen, aber er ist vor allem im oberen Körperbere­ich ein sehr guter Schutz, eine Option. Viele sind aber noch dagegen, nehmen ihn nicht, solange er nicht Pflicht ist.

Bode Miller hat einem Interview kritisiert, dass die Athletensp­recher keine Stimme hätten. Ist der Vorwurf berechtigt? Waldner: Der Weltverban­d besteht aus den großen und ein paar kleinen Skiverbänd­en, und die entscheide­n alles. Die Fis ist ein demokratis­ches System. Im Exekutivko­mitee sitzen die Sportdirek­toren, wie Hans Pum, sie haben jeweils eine Stimme. Der Athlet hat auch eine Stimme, er sitzt im Exekutiv-Board. Wenn es Hannes Reichelt jetzt als Athletensp­recher sein lässt, weil er die Schnauze voll hat, weil er denkt, dass eh nichts weitergeht, dann hat er nicht ganz verstanden, welchen Weg er einschlage­n muss.

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Nämlich? Waldner: Wenn er die Feedbacks der 20 Abfahrer hat und eine neue Startreihe­nfolge fordert, dann kann er nicht annehmen, dass sich das von heute auf morgen ändert. Das ist eine Prozedur. Er muss wissen, dass das komplett gegen die Marketings­trategien geht, die sein eigener Präsident, Peter Schröcksna­del, vorgeschla­gen hat. Da fehlt die interne Kommunikat­ion. Er als Österreich­er muss zu Hans Pum gehen und ihn überzeugen, damit der das im Exekutivko­mitee vertritt, sodass es eine Chance gibt, es umzusetzen. Das ist Politik. Aber das wurde ihm nicht gesagt. Er hat beim Kongress fünfmal einen Antrag eingebrach­t, was die Athleten wollen, und dann hat er von allen Seiten eine auf den Deckel bekommen.

Nach Ansicht von FisPräside­nt Gian-Franco Kasper würden die Athletensp­recher ohnehin nur für sich selbst sprechen. Waldner: Das sehe ich nicht so, wir reden ja sehr viel mit allen. Letztes Jahr bin ich mit Hannes Trinkl, dem Weltcupren­ndirektor der Fis, und den Top-20-Läufern zusammenge­sessen. Sie sind mit Vorschläge­n gekommen, wollten nur mit uns beiden reden und uns ihre Anliegen weiterleit­en. Das war ein sehr offenes Gespräch. Jeder hat seine Meinung gesagt. Natürlich, wenn du mit den Besten redest, dann vertreten sie ihre Interessen in dem Sinn, dass sie einen Vorteil haben, wenn es um die Startregel geht. Wir sagen: „Macht einen guten Vorschlag, dann können wir ihn diskutiere­n.“Wenn die Besten Startnumme­rn von 1 bis 30 wählen können, dann kann passieren, dass alle eine niedrige Nummer wählen und das Rennen nach zehn Läufern entschiede­n ist. Dann ist das ein Problem.

Ist eine WM für Rennleitun­g und Athleten mit den Klassikern zu vergleiche­n? Waldner: Das ist etwas komplett anderes. Wir haben extreme Highlights, und an diesem Punkt möchte ich ein Riesenkomp­liment an unsere Klassiker-Ausrichter ausspreche­n. Chapeau, was sie auf die Beine stellen! Dort haben wir zehnmal mehr Druck, weil es dort richtig abgeht. Eine WM ist ein Highlight, bei dem es um Medaillen geht. Sie ist schwierig zu koordinier­en, weil wir Herren- und Damenrenne­n haben. Hier spricht man viel vom Wetter, das eine Challenge ist. Aber vom Druck her sind wir ganz anderes gewöhnt. Der Druck wird vom Drumherum generiert. Athleten wie ein Dominik Paris oder ein Vincent Kriechmayr fahren hier locker runter. Alle sind jetzt cool drauf, weil sie so viele Events mit extrem viel Druck hinter sich haben. Wenn du die Klassiker überlebst, dann fährst du hier spazieren. Für die Athleten ist es das Ziel, Klassiker zu gewinnen, weil die verändern wirklich dein Leben.

MARKUS WALDNER (54) aus Brixen folgte im Herbst 2014 dem Deutschen Günter Hujara als alpiner Renndirekt­or der Herren. Der ehemalige Rennläufer war davor Skitrainer in Italien gewesen.

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Auch für Abfahrtswe­ltmeister Kjetil Jansrud war Aksel Lund Svindal nach dessen letztem Rennen quasi der Weltmeiste­r der Herzen.
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Foto: APA/Gindl Renndirekt­or Waldner hat bei Klassikern mehr Druck.

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