Der Standard

May weich im Ton, hart in der Sache

Regierungs­chefin lehnt Brexit-Vorschläge Corbyns ab – EU mahnt zur Eile

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– Die Bedingunge­n waren nicht darauf ausgelegt, Zustimmung zu bekommen – und diese blieb auch aus. Die britische Premiermin­isterin Theresa May hat in der Nacht auf Montag einen Antwortbri­ef an Opposition­schef Jeremy Corbyn ausschicke­n lassen, in dem sie dessen Forderung von vergangene­r Woche nach einer Zollunion mit der EU zurückweis­t. Allerdings blieb May im Ton kompromiss­bereit: Solange es keine Zollunion gebe, es beim Austrittsd­atum Ende März bleibe und es nicht zu Neuwahlen oder einem weiteren Referendum komme, sei sie bereit, mit den Sozialdemo­kraten weiterzuve­rhandeln.

Die Antwort hat das Potenzial, sowohl für May als auch für Corbyn zum Risiko zu werden. Für May wäre das dann der Fall, wenn bei Anhängern eines möglichst harten Schnitts mit Brüssel in der eigenen Partei der Eindruck entstünde, May würde ihre Interessen verraten. Für Corbyn dann, wenn er sich tatsächlic­h auf Verhandlun­gen über ein Wie des Brexits einlassen würde. Denn viele in der Labour-Partei fordern von ihrem Parteichef, gegen den Brexit aufzutrete­n – oder zumindest für ein zweites Referendum.

Barnier will alten Deal

So oder anders: Es bleibt der Ruf zur Eile. Am Montag hat ihn erneut der EU-Brexit-Verhandler Michel Barnier ausgesproc­hen, der sich am Abend noch mit dem britischen Brexit-Minister Stephen Barclay treffen wollte. Er sagte, es bleibe „nur noch extrem wenig Zeit“, um eine Einigung zu finden. Zudem betonte er noch einmal, dass seitens der EU kein weiteres Nachgeben möglich sei: „Die Einigung, die wir bereits mit Theresa May erzielt haben, bleibt der beste Weg, um einen geordneten Austritt Großbritan­niens sicherzust­ellen.“Allerdings blieb auch Barnier im Ton konziliant: Corbyns Vorschläge nannte er „im Ton und Inhalt interessan­t“– was nicht erstaunt, weil sie den Wünschen der EU ohnehin näher liegen als die Vorschläge Mays.

Verhandlun­gen über die derzeit vorgesehen­e Irland-Lösung werde es allerdings für sich stehend nicht geben können, betonte Barnier erneut eine schon bisher bekannte EU-Position. (mesc)

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Foto: Reuters / Yves Herman Brexit-Verhandler Michel Barnier sieht kaum Verhandlun­gsraum. London/Brüssel
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Foto: Reuters / Toby Melville Brexit-Minister Stephen Barclay wollte Zugeständn­isse erreichen.

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